Beruf(ung) SHK

Dienstag, 24.09.2019

Heute gibt es Einblicke in das Wirken einer SHK-Fachhandwerkerin, die sich um Industrieprojekte in ganz Deutschland kümmert: Martina Reisinger arbeitet als Servicetechnikerin im Bereich Großkesselanlagen.

Ansicht des Europa­-Park Rust von oben.
Quelle: Europa­-Park
Der Europa­-Park Rust ist Deutschlands größter Freizeitpark.

Es ist einer dieser heißen Sommertage im Juni. Morgens um 9 Uhr stehen schon die ersten Besucher an den Kassenhäuschen des Europa-Parks in Rust bei Freiburg. Familien mit Kindern, junge Erwachsene, Teenager, alle freuen sich auf einen erlebnisreichen, spannenden Tag mit vielen Attraktionen im größten Freizeitpark Deutschlands.

Ein voller Wagen der Achterbahn Atlantica SuperSplash während der Fahrt.
Quelle: Europa­-Park
Die Atlantica SuperSplash ist 30 m hoch und bis zu 80 km/h schnell.

Auch Martina Reisinger ist auf dem Weg zum Drehkreuz am Einlass. Eine Eintrittskarte braucht die 39-Jährige nicht. Sie ist schließlich nicht zum Vergnügen hier, sondern hat einen konkreten Auftrag. Ihr Ziel ist nicht die Achterbahn Silver Star oder eines der anderen Fahrgeschäfte, sondern die Heizzentrale, die das 4-Sterne-Hotel Krønasår und den angrenzenden Wasserpark Rulantica versorgt. Zwei "Buderus Logano S825L" Stahlheizkessel sind dort installiert, sie kommen zusammen auf eine Leistung von 2 800 kW.

Das Hotel Krønasår im Europa-Park Rust.
Quelle: Gernot Wollmann
Die Heizzentrale versorgt unter anderem das neue Hotel Krønasår.

Martin Glaser, Mack Solutions Construction, erwartet die Servicetechnikerin schon. Dass eine Frau Großkesselanlagen wartet, ist für ihn neu – wie für die meisten Kunden, die das erste Mal mit Martina Reisinger zu tun haben. "Wenn ich mich telefonisch wegen der Terminabsprache melde, dann fragen manche, welchen Mitarbeiter ich denn schicken werde. Sie denken, dass ich die Assistentin bin", schmunzelt die Expertin. Vor Ort reagieren die Kunden unterschiedlich. "Ältere sind ganz entspannt. Sie helfen mir sogar, das Werkzeug zu tragen." Während Jüngere manchmal etwas zweifelnd schauen, ob eine Frau den Service an einer dieser großen Heizungsanlagen "im Griff" hat.

Eine Frau sitzt an einem Tisch, vor ihr eine Teekanne und Tasse.
Quelle: Gernot Wollmann
In Ruhe eine Tasse Tee genießen – dafür hat Martina Reisinger im Alltag keine Zeit.

Berufliche Seiteneinsteigerin

Dass sie ihren Job beherrscht, das hat Martina Reisinger vielfach bewiesen – obwohl sie als Seiteneinsteigerin zur Heiztechnik gekommen ist. Zunächst absolviert die 39-Jährige eine Ausbildung zur Chemisch-Technischen Assistentin, arbeitet einige Jahre in diesem Beruf. "Ich war eine klassische Labormaus", sagt sie über ihre Tätigkeit in einem Umweltanalytiklabor. Während dieser Zeit kommt sie erstmals mit Aufgaben im Außendienst in Berührung und findet Spaß am Kontakt mit den Kunden. So wächst der Wunsch, aus dem reinen Laboralltag auszubrechen. Sie nutzt die Chance und wechselt zu einer Firma, die Konditionierungsmittel für Dampfkessel vertreibt. "Das war mein erster Berührungspunkt mit der Heiztechnik", erinnert sich Martina Reisinger. Sie ist viel unterwegs, gewinnt zunehmend Freude an der Reisetätigkeit. Und kommt über diese Aufgabe schließlich zu Bosch Thermotechnik. "Das Unternehmen hat jemanden gesucht, der dieses chemisch-technische Verständnis mitbringt. Bei mir hat das gepasst."

Was Martina Reisinger allerdings fehlt, ist das Know-how für Heizungsanlagen. "Das war früher nie ein Thema für mich. Ich wusste nur, dass vorne am Kessel ein Brenner hängt und das System Wärme liefert", fasst sie ihren damaligen Wissensstand zusammen. Deshalb begleitet sie ein Jahr lang als Trainee einen Kollegen aus dem Bereich Bosch Industriekessel, besucht spezielle Kurse, lernt alles über Hydraulik, Regelung, Brenner und Sicherheitstechnik. "Inzwischen bin ich sogar TÜV-geprüfte Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten", erzählt sie nicht ohne Stolz.

Eine Frau drückt auf das Bedien-Display eines Heizkessels.
Quelle: Gernot Wollmann
Aus dem Labor direkt in den Heizungskeller: Als Seiteneinsteigerin kam Martina Reisinger zur Thermotechnik.

Seit einem Jahr alleine "auf Tour"

Seit mittlerweile einem Jahr geht Martina Reisinger alleine "auf Tour". Immer dabei: ein Kofferraum vollgepackt mit Werkzeug und Messgeräten. Und Badesachen. "Wenn ich nach der Arbeit ins Hotel komme, dann gehe ich gerne noch eine Runde schwimmen. Da kann ich entspannen, den Tag ausklingen lassen", sagt die 39-Jährige. An das Leben aus dem Koffer hat sie sich inzwischen ganz gut gewöhnt. "Ich plane meine Einsätze bei den Kunden so, dass ich möglichst die ganze Woche in einer Region unterwegs bin." Mal im Norden, mal im Osten – oder, wie jetzt, im Süden. Man lernt neue Menschen kennen, steht immer wieder vor anderen Herausforderungen. Das ist für Martina Reisinger der besondere Reiz an ihrem Beruf als Servicetechnikerin.

Im Europa-Park steht der Service an zwei "Buderus Logano S825L" an. Mit ihrem Rollkoffer bahnt sie sich den Weg durch die Besuchergruppen, die zielstrebig in Richtung der Fahrattraktionen strömen. "Mit der Looping-Achterbahn blue fire würde ich auch gerne mal fahren. Sowas macht mir richtig Spaß", sagt Martina Reisinger im Vorbeigehen.

Ein voller Wagen der Achterbahn blue fire während der Fahrt.
Quelle: Europa­-Park
Die Looping-Achterbahn blue fire.

Ihr heutiges Ziel, das Heiztechnikgebäude, ist weniger adrenalinfördernd. Routinemäßig checkt die Expertin die Einstellungen an der Systemregelung "Logamatic 5000", über die die Gas-Brennwertkessel gesteuert werden. "Alles im grünen Bereich", stellt sie fest. Nächster Schritt ist die Brennerwartung. "Da muss ich mich mit dem Kunden abstimmen", erklärt die 39-Jährige. Es hätte gravierende Folgen, wenn sie die Anlage ohne Absprache außer Betrieb nimmt. "Bei Industrieanlagen könnte die Produktion stillstehen, das darf natürlich nicht passieren." An eine Schrecksekunde erinnert sie sich noch gut. "Nach der Wartung ließ sich die Anlage in einer Wäscherei nicht mehr starten. Ursache war ein defektes Relais in einer Fremdsteuerung – ich konnte also nichts dafür."

Eine Frau wartet einen Heizungsbrenner.
Quelle: Gernot Wollmann
Die Wartung des Brenners gehört standardmäßig zu den Aufgaben bei einem Serviceeinsatz.

Ob sie es manchmal schwer hat als Frau in diesem von Männern dominierten Beruf? "Nein, ich werde überall akzeptiert und freundlich aufgenommen." Auch ihr Teampartner unterstützt sie nach Kräften. "Wenn bei einer Anlage ein Abschlussstein mit 70 Kilogramm rausgenommen werden muss, schaffe ich das nicht. Das kläre ich vorher ab und hole mir dann Hilfe." Aber klar ist auch: "Man darf in diesem Beruf nicht Mädchen sein. Schmutzige Finger gehören dazu, lackierte Nägel gehen gar nicht. Und wenn ich an einem Öl-Brenner arbeite, kann die Hose schon mal dreckig werden." Als Pionierin sieht sich die einzige Frau im Außendienst der Bosch Industriekessel nicht. Wer Interesse an Technik habe und gerne reise, könne viel erleben. Aber, das räumt Martina Reisinger ein, familienfreundlich sei ihre Tätigkeit nicht. "Man braucht einen Partner, der zuhause die Stellung hält."

Mehr über Martina Reisinger und ihre Arbeit gibt es im Video zu sehen!

Dieser Artikel stammt aus dem Buderus Magazin "Branche im Wandel - Mehr Frauen in der Heiztechnik".

Von Bosch Thermotechnik
Buderus
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