Erneuerbare Energien

„Kritik an moderner Holzheizung ist haltlos!“

Freitag, 24.03.2023

Holzfeuerungen machen in Deutschland 17 Prozent der Feinstaubemissionen aus. Die modernen Pelletfeuerungen sind dabei mit nur 0,6 Prozent zu einem minimalen Anteil beteiligt.
Quelle: DEPI
Holzfeuerungen machen in Deutschland 17 Prozent der Feinstaubemissionen aus. Die modernen Pelletfeuerungen sind dabei mit nur 0,6 Prozent zu einem minimalen Anteil beteiligt.

Die nachhaltige Nutzung des deutschen Waldes soll derzeit noch zu einem Nettowachstum der Wälder führen. Inwiefern gilt dies auch bei weiter steigender Nachfrage?

Die steigende Nachfrage nach Holz würde dem Wald sogar guttun. Laut Bundeswaldinventur III nimmt die Waldfläche seit Jahrzehnten zu. Von 2002 bis 2012 hat sie in der Summe um 0,4 Prozent oder 50.000 Hektar zugenommen. Die Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung von 2013 bis 2052 weist ein potentielles Rohholzaufkommen von jährlich 77,7 Mio. m3 Erntefestmaß im Durchschnitt der nächsten vier Jahrzehnte aus. Dabei steigt der Holzvorrat sogar noch an.

Das ist interessant ...

Die Holzvorräte in Deutschland sind schon seit Jahrzehnten die höchsten in der EU. Das hört sich positiv an, aber es zeigt auch, dass „zu viel“ Holz im deutschen Wald steht. Ein zu hoher Vorrat bremst das Baumwachstum, was bedeutet, dass der Holzzuwachs und damit auch die CO2-Speicherdynamik reduziert wird. Das würde sich durch eine stärkere Holznutzung ändern, zum Beispiel über stärkere Durchforstungen und frühere Holzernte. Das hierdurch anfallende Holz könnte stofflich und energetisch genutzt werden und damit weiteres CO2 einsparen helfen. Jeder Baumstamm, der geerntet wird und primär seine Verwendung in der stofflichen Nutzung findet, schafft Platz für neues Waldwachstum und speichert das CO2 langfristig als Kohlenstoff, beispielsweise im Holzbau.

Auch die Bedienung der Holzheizungen hat Einfluss auf ihre Umweltverträglichkeit. Gelegentlich hört man den Ruf nach einer Art „Führerschein“ für Holzheizungsbesitzer. Was kann getan werden, um diese noch besser mit der Bedienung ihrer Anlagen vertraut zu machen?

Für vollautomatisierte Holz- und Pelletheizungen gilt dieses Problem nicht, denn man kann diese Anlagen nicht „falsch“ bedienen. Heizungen sollten regelmäßig gewartet werden und unterliegen auch der regelmäßigen Prüfung der Schornsteinfeger. Wenn Pellets mit dem „ENplus“-Siegel gekauft werden, kann beim Betrieb nichts schiefgehen.

Das erleben Sie sicher häufig, dass hier zu wenig differenziert wird, oder?

Wir ärgern uns als Branche natürlich, wenn moderne Pelletheizungen mit falsch bedienten Holzöfen in einen Topf geworfen und an den Pranger gestellt werden. Aufgrund der Energiekrise dürfen in einigen Kommunen alte, bereits außer Betrieb genommene Holzöfen im Winter wieder genutzt werden. In zwei Jahren diskutieren wir dann wieder undifferenziert über die Zunahme der Feinstaubbelastungen aus der Holzenergie.

Welche Gefahren für Ihre Branche und die Arbeitsplätze sehen Sie, sollten sich die politischen Initiativen gegen die Holznutzung in weiteren Gesetzen oder anderen Einschränkungen niederschlagen?

Unsere Unternehmen haben Investitionen in Millionenhöhe getätigt und hunderte von Arbeitsplätzen zusätzlich geschaffen, um die wachsende Nachfrage der letzten Jahre zu bedienen. Dieses gilt es abzusichern und darf unter der neuen Ampelregierung nicht aufs Spiel gesetzt werden. Die unstete Förderpolitik, Mittelabsenkungen und technische Verschärfungen stellen die Branche vor große Herausforderungen.

Der Austausch eines Heizölkessels durch einen Pelletkessel kann im
Vergleich mit anderen ausgewählten Maßnahmen den höchsten CO2-Einsparungseffekt bringen.
Quelle: DEPI
Der Austausch eines Heizölkessels durch einen Pelletkessel kann im Vergleich mit anderen ausgewählten Maßnahmen den höchsten CO2-Einsparungseffekt bringen.

Wie lauten Ihre Forderungen an die Politik?

Wir arbeiten daran, dem Wirtschafts- und Klimaschutzministerium (BMWK), das bei der Energiewende am Wärmemarkt ideologisch auf Strom ausgerichtet ist, die Relevanz moderner Holzenergie noch deutlicher zu machen. Der Bedarf an erneuerbarem Strom wird sich, neben der steigenden Stromnutzung selbst, auch in der Mobilität deutlich erhöhen. Wie soll dazu noch der Wärmemarkt komplett umweltfreundlich elektrifiziert werden? Vor allem, wenn man bedenkt, dass aktuell über 60 Prozent der deutschen Stromproduktion fossil erfolgt. Wir fordern hier eine bezahlbare, sozial gerechte Energiepolitik, die technologieoffen und an der Sache orientiert ist, damit die Wärmewende gelingt und die Klimaschutzziele erreicht werden.

Weiterführende Informationen: https://www.depv.de/

Von Martin Frey
Fachjournalist
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Donnerstag, 29.02.2024

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