Dort, wo vor zwei und vor vier Jahren noch lediglich Modelle, Skizzen, vor allem aber beeindruckend farbig laufende Grafiken oder (manipulierte) AR-Brillen Visionen skizzierten, herrschte diesmal gewissermaßen steckerfertiger Pragmatismus. Hier die Aufgabenstellung, dort die Installationskomponenten, dazwischen möglichst nur noch eine Funkstrecke und für den Fachhandwerker möglichst wenig Systemintegrationsaufwand – so sieht die Zukunft der durchdigitalisierten Haustechnik aus. Der Streit der konkurrierenden, nicht abgestimmten Systeme ist darüber zwar nicht weniger geworden, aber die Hersteller haben die Herausforderungen des Marktes verstanden und bemühen sich zu liefern, dann eben entsprechend systemübergreifend offen.
Die zukunftsorientierte Fachhandwerkerschaft wird das zweifellos zu honorieren wissen, konnte aber auf der ISH dazu leider nicht in repräsentativer Breite befragt werden: Gefühlt lag der Anteil der Männer (und Frauen) unter den Besuchern, die tatsächlich noch mit der Wasserpumpe am Arm arbeiten, im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die vollen Auftragsbücher spielen sicherlich eine entscheidende Rolle, der im Vergleich zu Regionalmessen (2018 in Essen: 44.000, in Nürnberg: 40.500) eher unüberschaubare Rahmen mit entsprechendem Aufwand bei der Informationsbeschaffung eine weitere. Und last, but not least: Immer mehr Hersteller nutzen die ISH auch zum Antesten von Neuentwicklungen oder zum Vorstellen von Prototypen. Das kommt bei den Handwerkern nicht besonders gut an, war immer wieder zu hören. „Wenn wir uns hier informieren, wollen wir unseren Kunden ab morgen auch etwas Neues vorstellen und einbauen können“, so ein Firmenchef, der extra aus dem niedersächsischen Hannover für einen dreitägigen (Messe)Besuch in die Stadt am Main angereist war: „Die ganzen Neuheiten, die erst ab Herbst lieferbar sind, sind deswegen für mich vollkommen uninteressant.“
Montageerleichterungen als Muss
Zumindest konnte aber auch dieser Kollege die ISH 2019 immerhin für eine Standortbestimmung nutzen. Wohin geht die Reise, beispielsweise im Bad? Einen Megatrend, wie die Digitalisierung in der Wärmetechnik, gibt es da zwar nicht zu vermelden. Aber problemlos ließ sich erkennen, dass es künftig wieder mehr Farbe im Bad gibt – rund um das Revival der lebensfroh harten Schwarz-Weiß-Kombination… Und Duschrinnen, Duschrinnen gibt es auch. Noch breiter oder schmaler. Noch länger oder kürzer. Noch konfektionierter oder individuell anpassbarer. Es gibt nichts mehr, was es nicht gibt – und das spiegelt letztlich auch die Realitäten auf der Baustelle wider, die immer individueller, nach Kundenwünschen immer ausdifferenzierter werden. Bis hin übrigens zu ausgesprochen interessanten Unikaten, die dank neuer Fertigungsverfahren speziell beim Guss sowie mit Additiv Manufacturing (AM) möglich sind. Bis hin zu limitierten Armaturen-Sonderserien ungewöhnlichster Formgebung, die dann für einen hohen vierstelligen Betrag über die Theke des Fachgroßhandels gehen werden.
Für die Sanitär- und Heizungstechnik übergreifend aber galt ansonsten generell: Die neuen Produkte und Systeme haben fast durchweg ein neues Maß an Installationsfreundlichkeit erreicht. Die im Kontext der Digitalisierung bereits angesprochene „steckerfertige Montage“ findet ihr gleichwertiges Gegenstück genauso in Split Mounting-Konzepten für besonders transport- und montagefreundliche Wärmepumpen und Heizkessel genauso wie in der werkstoffunabhängigen Pressverbindungstechnik für Rohrleitungsinstallationen, in Klicksystemen für Vorwandinstallationen, die früher mühsam geschraubt werden mussten oder in immer einfacher zu installierenden Brandschutzlösungen für Lüftungskanäle. Es sind nur ein paar willkürlich ausgewählte Beispiele, die Liste ließe sich nahezu endlos fortsetzen und wird auch die Berichterstattung im HeizungsJournal / SanitärJournal in den kommenden Monaten begleiten, wenn wir die Fülle an Neuheiten und Weiterentwicklungen noch im Detail und kontextbezogen vorstellen…