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Erneuerbare Energien

Im Interview: Moritz Ritter, Geschäftsführer der Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG

Dienstag, 23.06.2020

Die Meta-Themen "Digitalisierung der Heiztechnik" und "Elektrifizierung der Wärmeversorgung" werden in der Branche seit Jahren intensiv diskutiert. Wie positionieren Sie sich mit Ihren Produkten und Lösungen in diesem Kontext?

Ich bin strikt dagegen, erneuerbare Energien gegeneinander auszuspielen. Wahr ist aber: Regenerativer Strom ist insbesondere im Winter bis auf Weiteres Mangelware. Es ist meiner Meinung nach nicht zielführend, wenn in Deutschland die strombasierte Heizung perspektivisch mit Kohlestrom aus Polen oder Atomkraft aus Frankreich betrieben wird.

Für mich liegt die nachhaltige Lösung in der Kraft der Sonne – und somit der maximalen solaren Nutzung von Dächern. Hier ist der passende Mix aus Photovoltaik und Solarthermie für den jeweiligen Anwendungsfall entscheidend. Für eine zu 100 Prozent ökologische Wärmelösung ist aber eine saisonale Speicherung zwingend nötig. Diese funktioniert aktuell am besten mit Holz bzw. Pellets.

Im Bereich Digitalisierung gehen wir mit großen Schritten voran. Unsere Service-App ersetzt für unsere SHK-Installateure den Papierkram vor Ort. Wartungspläne, technische Daten, eine Anlagenübersicht und Diagnosehinweise sind immer verfügbar und unterstützen den Handwerker bei seinen täglichen Aufgaben. Unsere App für den Eigenheimbesitzer ermöglicht, die Heizung nach Bedarf fernzusteuern. So kann Energie gespart werden, da die Heizung nur dann läuft, wenn man sie braucht. Überall, wo es Sinn macht, sind wir technisch auf der Höhe der Zeit und erweitern unsere Technologie um neue Fähigkeiten.

In 2017 wurden rund 625.500 m² Solarkollektorfläche neu installiert (ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 16 Prozent), in 2018 waren es 546.500 m² an solarwärmeaktiver Fläche (ein Minus von weiteren zwölf Prozent) und in 2019 etwa 510.000 m² (ein Minus gegenüber dem Vorjahr von acht Prozent). Die verbesserten Bedingungen im Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energie (MAP) führten leider nicht zur erhofften Erholung. Immerhin bezifferte der BSW-Solar (Bundesverband Solarwirtschaft), dessen Vizepräsident Sie sind, die Zahl der bis 2017 insgesamt in Deutschland installierten Solarthermie-Anlagen auf 2,32 Mio. Stück. Warum gibt es in Deutschland immer weniger "sonnige Gemüter" und wie richtet man die "Pessimisten" zur Sonne aus?

Generell teile ich diese Aussage nicht: Bei den erneuerbaren Energien erfährt die Sonnenergie den stärksten Rückhalt. Trotzdem gibt es einen rückläufigen Trend in der solaren Wärme. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zu nennen wären beispielsweise falsche Förderanreize, die auf die Fläche statt auf die Jahreserträge einer Solarthermieanlage setzen. Das führt zu einem fehlenden Innovationsdruck. Die neue Förderung mit dem Marktanreizprogramm (MAP) löst dieses Problem jedoch ein Stück weit auf, da nun für den Prozentsatz der Förderung die Höhe der Investition entscheidend ist. Die aktuelle Förderpolitik setzt klar auf Solarthermie – die Technologie, von der wir schon seit über 30 Jahren überzeugt sind. Wenn wir die Pariser Klimaziele einhalten wollen, brauchen wir eine erfolgreiche Wärmewende und die gelingt nur mit einer starken Solarthermie.

Eine solarthermische Großanlage.
Quelle: Ritter Energie
"Gerade in den letzten Jahren können wir feststellen, dass der Markt – speziell für die Anwendungsbereiche der solaren Nah- und Fernwärmenetze – nachhaltig wächst. Gab es vor zehn Jahren noch sehr vereinzelt solare Großanlagen, so nehmen die Menge und die Größe dieser stetig zu", unterstreicht Moritz Ritter.

"Sonnige Gemüter" ist das Stichwort: Vor ziemlich genau zehn Jahren wurde die Marke Ritter XL Solar ins Leben gerufen, welche sich – wie der Name schon sagt – vor allem um solare Großanlagen für Wärmenetze, Prozesswärme und solare Kühlung kümmert. Welche "Bilanz" können Sie hier ziehen – das Thema "solare Nah- und Fernwärme" scheint ja seit einiger Zeit Auftrieb zu haben?

Gerade in den letzten Jahren können wir feststellen, dass der Markt – speziell für die Anwendungsbereiche der solaren Nah- und Fernwärmenetze – nachhaltig wächst. Gab es vor zehn Jahren noch sehr vereinzelt solare Großanlagen, so nehmen die Menge und die Größe dieser stetig zu. Die in Deutschland abgesetzte Kollektorfläche der letzten beiden Jahre entsprach etwa fünf Prozent der in Deutschland abgesetzten Gesamtfläche. Durch die Einspeisung der in solarthermischen Großanlagen produzierten Wärme in bestehende städtische sowie neue kommunale Wärmenetze kann die Wärmewende schnell umgesetzt und viele Haushalte in kurzer Zeit auf ein nachhaltiges Wärmekonzept umgestellt werden. Diese Technik hat ein unglaubliches Potential, sowohl was die Kostensenkung angeht als auch in Sachen Ökologie. Teilweise steckt der Markt noch in den Kinderschuhen und kann in den nächsten zehn, zwanzig Jahren große Teile der Wärmeversorgung übernehmen.

Weiterführende Informationen: https://ritter-energie.de/

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