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Wärme

HeizungsJournal-Expertentreff zum Thema "Digitaler SHK-Handwerker"

Mittwoch, 13.11.2019

Die geschilderten Erfahrungen und getroffenen Aussagen sind nicht nur authentisch, sie sind auch für Außenstehende nachvollziehbar. Warum? Aus dem einfachen wie triftigen Grund, dass die dargestellte "Politik der kleinen Digitalisierungsziele" eine klare Blaupause für die berufspraktische Realität im SHK-Fach zeichnet, welche (schon heute) hochgradig komplex anmutet.

"Die Digitalisierung wird in den nächsten Jahrzehnten vieles verändern. Dabei beschränkt sich die digitale Vernetzung […] nicht alleine auf technische Entwicklungen, sondern wird auch immense Auswirkungen auf Geschäftsmodelle und angebotene Produkt- und Dienstleistungskombinationen haben. […] Das zentrale Merkmal dieser Digitalisierung wird die Verschmelzung von Technologien mit bisher isolierten Teilsystemen aus den unterschiedlichsten Bereichen sein. Die Grenzen zwischen der physikalischen, der digitalen und der biologischen Sphäre verschwimmen", gibt ferner die VDI-Publikation "Gebäude 2025 – Thesen und Handlungsfelder" weitere Denkanstöße. Und obwohl die Passagen schon vor gut drei Jahren gedruckt wurden, haben sie nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Ganz im Gegenteil: Der geneigte Leser bekommt noch einmal ganz dezent eingebläut, dass er in keiner Weise heute überhaupt nur erahnen kann, wo ihn die digitale Vernetzung hintreiben wird. Wir schwimmen doch schon längst alle mit. Die Digitalisierung verändert also nichts "in nächster Zeit", sondern hat schon verändert und verändert aktuell. Wir sind eben mittendrin statt nur dabei!

Internet of Things, Data Mining, Big Data, Smart Meter, Smart Grids, Smart Cities, Smart Buildings, Smart Homes kennzeichnen schlag(un)wortartig einige Entwicklungen, welche die Haus- und Gebäudetechnik im Allgemeinen sowie die Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärtechnik im Speziellen derzeit verändern. Und in Ergänzung dazu wabern weitere Worthülsen und noch mehr Anglizismen, wie Smart Heating, Augmented Reality, Virtual Reality, Predictive Maintenance, Lead Generation, Digital Customer Journey, Digital Services, Building Information Modeling (BIM) und Virtual Design and Construction, durch den Raum – oder sollte man sagen: geistern in den Köpfen der Marktteilnehmer herum.

Was soll nun diese exemplarische Aufzählung, die man leicht beliebig weit ausschmücken könnte? Sie soll zunächst einmal wach und aufmerksam machen für die diversen Facetten, Farben und Formen, welche "die Digitalisierung" kennt. Damit konfrontiert, kann sich das ausführende SHK-Fachhandwerksunternehmen dann Gedanken darüber machen, an welchen Stellen, in welcher Art und Weise und in welcher Tiefe es jeweils mit Digitalisierungsthemen befasst ist bzw. befasst sein müsste. Ein jeder hat unterschiedliche Voraussetzungen, Bedürfnisse und Ziele (vgl. Expertentreff zum Thema „Software für das SHK-Fachhandwerk“, HeizungsJournal-Ausgabe 11/2016). Ein jeder hat schlichtweg einen anderen "digitalen Reifegrad".

Rosinen picken einmal anders – kleine, klare Ziele setzen

Im Lichte der eben genannten Stich- und Schlagwörter ist es demnach doch essentiell für das Handwerk, zunächst sauber zu definieren, welchen Bereich man überhaupt "durchdigitalisiert" bzw. digitalisieren möchte, welche Etappe man in einem ersten, zweiten und dritten Schritt "angreift". Die "Digitalisierung schlechthin" gibt es schlicht und ergreifend nicht. Das muss, in der Zwischenzeit, jedem klar sein. Auch die Teilnehmer des HeizungsJournal-Expertentreffs "Digitaler SHK-Handwerker" warnten eindringlich davor, alle Begrifflichkeiten "virtuos" in einen Topf zu werfen: Ein solches "Digitalisierungs-Gulasch" führe nur zu Verunsicherung und raube Motivation. Und ohne Motivation geht nichts beim "Change Management".

Sprechen Sie also Klartext und möglichst sortenrein, wenn es um die Digitalisierung ihrer Arbeitsschwerpunkte geht und differenzieren Sie in Ihrer betrieblichen Kommunikation eindeutig aus. Ein (kleines) Cluster für den SHK-Fachbetrieb könnte beispielsweise lauten:

  • Allgemeine Büroorganisation. Also z.B.: Branchensoftware, die für unterschiedliche betriebswirtschaftliche Vorgänge gerüstet ist.
  • Projektmanagement und innerbetriebliche Kommunikation. Also z.B.: Spezielle Apps, die Teilbereiche der Branchensoftware erweitern können.
  • Fuhrpark-, Maschinen- und Lagerverwaltung. Also z.B.: Abgestimmte Services des Fachhandels und der Industrie.
  • Ansprache der Endkunden und Werbung für den Betrieb. Also z.B.: Aufbau und kontinuierliche Pflege des persönlichen Webauftritts, Nutzung von Social-Media-Kanälen und anderen Plattformen zur Neukunden- und Mitarbeitergewinnung.
  • Softwareunterstützte HLKS-Fachplanung. Also z.B.: Spezielle Auslegungs- und Berechnungstools.
  • Digital vernetzbare Geräte und Systeme. Also z.B.: Smarte Anlagentechnik, Digitale Heizung im "Smart Home", IoT ("Internet of Things").
  • Fort- und Weiterbildung. Also z. B.: Nutzung von Webinaren der Hersteller.

Eine regelrecht erdrückende Vielfalt, ein (fast) inflationäres Angebot tut sich da vor dem "digitalen Auge" auf. Nochmal: Eine auf den jeweiligen SHK-Fachbetrieb bezogene Priorisierung hilft, das jeweils Wesentliche herauszuarbeiten. Stichwort: Effektivität!

Matthias Baur von Thermregio führt ein weiteres Argument für eine zielgerichtete Digitalisierung der SHK-Fachbetriebe ins Feld: "Firmen, die sich »innovativ« aufstellen und nach außen auch so präsentieren, haben im Rennen um die Fachkräfte, sprich: Anlagenmechaniker, von morgen meistens die Nase vorn!"

Beim Stichwort "Fachkräfte" betont Nicole Dunker von Handwerk Connected: "Unternehmerisch, offen denkende Menschen sind die Treiber der Digitalisierung in den Betrieben – egal, ob das nun der Inhaber selbst oder der Angestellte ist. Am Ende entscheiden das Know-how, die Flexibilität, der Wille."

Voilà – da wären wir wieder bei der Bereitschaft für "lebenslanges Lernen"! Auch arbeiteten die Teilnehmer beim HeizungsJournal-Expertentreff "Digitaler SHK-Handwerker" klar heraus, dass es neben den allgegenwärtigen Diskussionen rund um den SHK-Fachkräftebedarf auch einen deutlich messbaren Trend in den Handwerksbetrieben gibt, Arbeiten und damit Arbeitszeiten zu flexibilisieren. Gerade bei den Vertreterinnen und Vertretern der sogenannten "Generation Y", den sogenannten "Millennials", welche (so eine gängige Definition) in einem Zeitraum zwischen den frühen 1980er- und späten 1990er-Jahren auf die Welt kamen, zeige sich dies besonders deutlich. Die im Beispiel genannte "Projektleiterin Digital" im elterlichen SHK-Unternehmen bestätigt diese Einschätzung – dieses "Vorurteil", wenn man so möchte – übrigens. Klar: Daraus kann durchaus ein handfester Zielkonflikt entstehen. Auf der einen Seite der "generelle Mangel an guten Leuten". Auf der anderen Seite "die guten Leute, die aber ihre »Work-Life-Balance« ausgleichen wollen". Das Stichwort "Digitalisierung" bzw. die Werkzeuge, welche sie im Schlepptau hat, scheinen aber geeignet, diesem kernigen Widerspruch zumindest etwas die Schärfe zu nehmen.

"Die Pflicht der Unternehmer, die verfügbaren Mitarbeiter hochgradig effizient einzusetzen, ist der Katalysator für den verstärkten Einsatz von digitalen Technologien. Denn nicht nur der investierende Endkunde erwartet immer mehr vom Installateur seines Vertrauens, sondern auch die Angestellten selbst", bringt es Stefan Läufer von der GC-Gruppe auf den Punkt.

Botschaft mit Kern – die Mitarbeiter machen den Unterschied

Eine weitere Markt- und Menschenbeobachtung teilt an dieser Stelle Achim Maisenbacher von Memomeister: "Wir erkennen in letzter Zeit einen interessanten Trend in den Handwerksbetrieben – und zwar, dass die Monteure auf der Baustelle sich zu den Treibern für den digitalen Wandel in ihren Unternehmen »emanzipieren«."

Jürgen Langensiepen von Hottgenroth Software kann diese Aussage bestätigen: "Das bekannte Credo, »die richtigen Daten, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort« verfügbar zu haben, zeigt seinen ganzen Reiz doch vor allem im direkten Kundenkontakt vor Ort. Hier, neben seinen handwerklichen Fertigkeiten, auch informationstechnisch fest und gut vernetzt im Sattel zu sitzen, macht immer Eindruck."

Direkt auf der Baustelle, im Kundendienst, beim Service- oder Notfalleinsatz fielen eben besonders viele und wertvolle Daten an, hebt Matthias Moser vom Bundesverband Bausoftware hervor: "Das bedeutet doch, dass von dieser Stelle im Feld aus, durch belastbare Schnittstellen und frei von Medienbrüchen, direkt ins Büro kommuniziert werden muss. Der »mobile Mitarbeiter« ist für SHK-Fachbetriebe deshalb ein wichtiger Schritt in Richtung digitales Arbeiten."

"Daten sind das neue »Öl« der SHK-Fachbetriebe", pointiert Alexander Post von pds und ergänzt: "Wir sehen die (jungen) Monteure als elementares Bindeglied zwischen Kunde, Baustelle und Büro. Denn sie sind es häufig, die in einem dynamischen, teilweise unübersichtlichen Markt besser den Überblick behalten können und die Nutzung digitaler Werkzeuge und Lösungen im Betrieb vorschlagen."

Also: Binden Sie Ihre Mitarbeiter in den digitalen Wandel (das "Change Management") aktiv ein, hören Sie auch einmal zu und definieren Sie im Team gemeinsame "Spielregeln". Dann wird aus dem "Change" ganz schnell die "Chance"!

Der HeizungsJournal-Verlag bedankt sich bei den Experten für Ihre Teilnahme und die engagierte Diskussion!

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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