Wärme

Heizungsbranche 2020 im Aufwind

Zahlen, Daten und Fakten zu Wärmemarkt und Haustechnik-Branche

Dienstag, 20.04.2021

Das Thema Klima und die Corona-Pandemie haben den Energiemarkt und die Heizungsbranche in 2020 geprägt. Während der Energieverbrauch in Deutschland nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen) um 8,7 Prozent auf 11.691 Petajoule zurückging, blieb die Heizungsbranche weiter im Aufwind. Der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger stieg nach Information des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) um 13 Prozent auf 842.000 Stück. Dabei gab es deutliche Verschiebungen bei den einzelnen Marktsegmenten. Während die Nachfrage bei Ölkesseln weiter nachgab, legten Wärmepumpen nochmals zu. Auch Gasheizgeräte konnten sich behaupten. Mit deutlichen Zuwachsraten glänzten Pelletskessel.

Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die weitere Zunahme der Energieeffizienz, der Trend hin zu mehr erneuerbaren Energien sowie die vergleichsweise milde Witterung haben den Energieverbrauch in Deutschland in 2020 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen) auf einen historischen Tiefststand sinken lassen. So ging der Primärenergieverbrauch in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um 8,7 Prozent zurück auf 11.691 Petajoule (PJ) oder 398,8 Mio. t Steinkohleeinheiten (SKE). Im Vergleich zu 2006, dem Jahr mit dem bisher höchsten Energieverbrauch in Deutschland seit der Wiedervereinigung, beträgt der Rückgang rund 21 Prozent. Infolge des rückläufigen Verbrauchs sowie weiteren Verschiebungen im Energiemix zugunsten der erneuerbaren Energien und des Erdgases rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang der energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen in einer Größenordnung von rund 80 Mio. Tonnen, was einer Minderung gegenüber dem Vorjahr um rund zwölf Prozent entspricht (Abb. 1, 2, 3).

Grafik: Primärenergieverbrauch in Deutschland im Jahr 2020.
Quelle: BDEW
Der Primärenergieverbrauch in Deutschland betrug im Jahr 2020 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen 11.691 Petajoule. Dieser wurde zu rund 60 Prozent von den Energieträgern Mineralöl und Erdgas gedeckt.
Grafik: Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland.
Quelle: BDEW
Der Primärenergieverbrauch in Deutschland lag 2020 um 8,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen verzeichneten mit Ausnahme der erneuerbaren Energien alle Energieträger Rückgänge.
Grafik: Entwicklung des Primärenergieverbrauchs nach Energieträgern in Deutschland.
Quelle: BDEW
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs: Im Vergleich zu 2006, dem Jahr mit dem bisher höchsten Energieverbrauch in Deutschland seit der Wiedervereinigung, beträgt der Rückgang im Jahr 2020 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen rund 21 Prozent. Erkennbar ist eine Verschiebung im Energiemix zugunsten der erneuerbaren Energien.

Kennzeichnend für die Energieversorgung in Deutschland bleibt der breite Energiemix. Zwar kam es 2020 bei den fossilen Energien in Summe zu einem Rückgang, doch entfallen weiterhin gut 60 Prozent des inländischen Energieverbrauchs auf Öl und Gas. Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag auf fast 17 Prozent. So sank der Verbrauch von Mineralöl insgesamt um 12,1 Prozent auf 3.965 PJ. Während der Absatz von Otto- und Dieselkraftstoff leicht zurückging, kam es beim Flugkraftstoff zu einer Halbierung des Verbrauchs. Die Lieferungen von Rohbenzin an die Chemische Industrie nahmen hingegen zu. Beim leichten Heizöl kam es zu Absatzsteigerungen in der Größenordnung von gut fünf Prozent, weil viele Verbraucher die niedrigen Preise nutzten, um ihre Vorräte aufzufüllen. Der Erdgasverbrauch verringerte sich 2020 um 3,4 Prozent auf 3.105 Petajoule. Als Hauptursache für den Verbrauchsrückgang wird ein gesunkener Erdgasbedarf der Sektoren Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen infolge der Corona-Pandemie angegeben. In der Strom- und Wärmeerzeugung wurde hingegen mehr Erdgas eingesetzt. Bei den privaten Haushalten wird trotz vergleichsweise milderer Temperaturen ein leichtes Verbrauchsplus erwartet.

Deutlich auf dem Rückzug waren 2020 die Kohlen. Der Verbrauch an Steinkohle lag um 18,3 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum und erreichte eine Höhe von 894 Petajoule. Beim Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung betrug der Rückgang mehr als 26 Prozent. Diese Entwicklung ist vornehmlich auf einen rückläufigen Stromverbrauch, die höhere Stromeinspeisung aus Wind- und Photovoltaik-Anlagen sowie den stärkeren Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung zurückzuführen. Auch ging der Einsatz von Steinkohle in der Stahlindustrie wegen der schwachen Stahlnachfrage zurück. Der Verbrauch von Braunkohle verminderte sich um 18,2 Prozent auf 950 Petajoule. Diese Entwicklung hat unterschiedliche Ursachen: Es wurden zusätzliche Kraftwerksblöcke in die Sicherheitsbereitschaft überführt. Hinzu kamen ungeplante Kraftwerksausfälle, Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Stromverbrauch sowie durch niedrige Erdgaspreise bedingte Verschiebungen der Wettbewerbssituation auf dem nationalen und europäischen Strommarkt. Während in den Monaten Februar bis August der Verbrauch an Braunkohle deutlich unter den jeweiligen Vorjahresmonaten lag, war ab September eine deutliche Erhöhung der Nachfrage zu verzeichnen.

Bei der Kernenergie kam es infolge der planmäßigen Abschaltung des Kraftwerks Philippsburg zu einem Rückgang der Stromproduktion um 14,4 Prozent auf 701 Petajoule. Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch um insgesamt drei Prozent auf 1.962 Petajoule. Hierbei stiegen die Beiträge der Windkraft, der Solarenergie und der Biomasse, während die Wasserkraftwerke (ohne Pumpspeicher) weniger Strom lieferten.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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