Wärme

Grüne Gase gewinnen an Bedeutung

Freitag, 26.02.2021

Dies sei von großer Bedeutung für das Gelingen der Wärmewende. Angesichts der zunehmenden Elektrifizierung des Verkehrssektors und des Wärmemarktes steige der Strombedarf in Gebäuden weiter an. Hier helfe die Brennstoffzellenheizung. Zum einen entlastet sie die öffentlichen Stromnetze durch die dezentrale Stromerzeugung. Zum anderen trage sie zur Versorgungssicherheit bei, denn in den nächsten zehn Jahren würden durch den Atomausstieg und den Kohleausstieg etwa 17 GW an elektrischer Leistung abgeschaltet. Das heißt, Deutschland brauche unbedingt gesicherte Stromerzeugungskapazitäten. Sowohl Brennstoffzellen als auch Blockheizkraftwerke (BHKW), die mit grünem Wasserstoff betrieben werden, könnten helfen, diese Stromerzeugungslücke zu schließen.

Diskussion um schnelle Wärmewende

Der Corona-Pandemie geschuldet, fand auch das anschließende „Innovationsforum Wasserstoff & Brennstoffzelle“ digital mit über 150 Teilnehmern als Online-Veranstaltung statt. Dazu begrüßten Kehler und Lücke neben dem BDH-Präsidenten Uwe Glock auch Dr. Rolf Albus, Gas- und Wärme-Institut Essen (gwi), Daniel Muthmann, Open Grid Europe, und Katja Neumann, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).

In einem Impulsvortrag beleuchtete Albus die Transformation der Gasinfrastruktur. So umfasste der Wohnungsbestand in Deutschland im Jahr 2019 etwa 42,3 Mio. Wohnungen. Davon wurde rund jede zweite (49,5 Prozent) mit Gasanwendungstechnologien beheizt. Auch bei den in 2019 neu abgesetzten 748.000 Wärmeerzeugern dominierten Gastechnologien deutlich (78,5 Prozent, Abb. 3). Allgemein seien im Wärmemarkt in Bezug auf die Treibhausgasemissionen schon große Fortschritte erzielt worden, auch aufgrund hocheffizienter Anwendungstechnologien. So wurden im Gebäudesektor die Treibhausgasemissionen von 209,7 Mio. t im Jahr 1990 auf 116,6 Mio. t im Jahr 2018 reduziert. Dies entspricht einer Reduktion von 93,1 Mio. t bzw. 44,4 Prozent. Für das Jahr 2030 wird angestrebt, die Treibhausgasemissionen weiter zu reduzieren, auf dann 70 Mio. t.

Energieträger Gas dominiert mit etwa 13,8 Mio. Heizkesseln in 2019 den Gesamtbestand an zentralen Wärmeerzeugern in Deutschland.
Quelle: BDH
Mit insgesamt etwa 13,8 Mio. Heizkesseln dominierte der Energieträger Gas in 2019 den Gesamtbestand an zentralen Wärmeerzeugern in Deutschland.

Dazu werde weiter auf Gas, insbesondere auf grüne klimaneutrale Gase, und den Aus- und Umbau der Gasinfrastruktur gesetzt. Das Gasnetz in Deutschland ist über 500.000 km lang, darüber wird eine Gasmenge von etwa 90 Mrd. m³ transportiert und verteilt. Bereits heute sei ein Wasserstoff-Anteil von zehn Volumenprozent im Gasgemisch zulässig. Dies sei durch diverse Forschungsprojekte abgesichert. Wasserstoff könne als angebotsorientierter und flexibler Energiespeicher zur Dekarbonisierung der Sektoren Wärme, Mobilität und Industrie beitragen. Wobei Wasserstoff gleichzeitig auch ein wesentlicher Baustein der Sektorenkopplung ist. Dort wo Strom aus erneuerbaren Energien nicht direkt eingesetzt werden kann, öffnen grüner Wasserstoff und seine Folgeprodukte (Power-to-X) neue Dekarbonisierungspfade.

Derzeit werde diskutiert, den Wasserstoffanteil auf 20 Volumenprozente zu erhöhen. Hierzu laufen denn auch schon seitens des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in Abstimmung mit Geräteherstellern und Forschungsinstituten entsprechende Projekte, wie „H2-20“ oder „Roadmap Gas 2050“. Dazu wurden Aktivitäten in sämtlichen Bereichen der Kette Erzeugung – Transport – Speicherung – Anwendung gestartet. Der Fokus der Gasgeräteuntersuchungen (plus KWK und Brennstoffzellen) liege aktuell auf Betriebssicherheit und Materialtauglichkeit. Dabei gebe der Gerätebestand die technisch begründete Einspeisegrenze für Wasserstoff vor. Diese Grenze arbeite man gerade aus. Klar sei bereits, dass jedenfalls die zeitliche Schwankungsbreite des Wasserstoff-Anteils im Netz nicht beliebig groß sein dürfe. Die Betreiber der Fernleitungsnetze plädieren für ein separates Wasserstoff-Netz, informierte Albus. Mit solch einem 100 Prozent Wasserstoff-Netz könne man Industriezweigen, wie Stahl oder Chemie, die Möglichkeit verschaffen, klimaneutral zu werden. An dieses Netz könnten dann nach und nach Insellösungen andocken, beispielsweise neu erschlossene Wohn- und Gewerbegebiete. Die Gerätehersteller beschäftigen sich jedenfalls mit der Zulassung von Gasgeräten für den Einsatz von reinem Wasserstoff.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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