Erneuerbare Energien

Ganzheitliche Lösungen für die intelligente Wärmeversorgung

Freitag, 17.07.2020

Interview mit Alfons Kruck, Geschäftsführer der ratiotherm GmbH & Co. KG.

Ratiotherm hat kürzlich eine Neupositionierung in der Unternehmensausrichtung vollzogen, vom Komponenten- hin zum Systemhersteller. Können Sie uns den Hintergrund und die Gründe für diesen Paradigmenwechsel näher erläutern?

Porträt von Alfons Kruck.
Quelle: ratiotherm
Alfons Kruck ist Geschäftsführer und Gründer der ratiotherm GmbH & Co. KG.

Wir sehen unsere Aufgabe in der Erstellung effizienter Systeme zur Wärme- und Energieversorgung. Um diesem Anspruch maximal gerecht zu werden, muss man dieses komplexe Thema auf jeden Fall ganzheitlich angehen. Dabei liegt es für uns nur nahe, das firmeneigene Portfolio stetig zu erweitern und sinnvolle Ergänzungsprodukte aufzunehmen. Durch die Neupositionierung wollten wir diese Kompetenz von ratiotherm noch klarer herausstellen.

Durch den Boom im Bereich Wärmepumpe haben wir ein regeneratives Heizsystem für uns entdeckt, das einer kleinen Manufaktur wie uns ein interessantes, neues Geschäftsfeld eröffnet. Denn viele große Hersteller sind nicht sehr flexibel, was die Produktkonfiguration betrifft – wir dagegen sind das sehr wohl und besetzen diese Nische mit Sonderlösungen, OEM-Produkten und Entwicklungsdienstleistungen.

Als eine der Kernkompetenzen von ratiotherm gelten die Konzeption und Umsetzung sogenannter kalter Nahwärmenetze in Verbindung mit Sektorenkopplung. Was erklärt die steigende Aufmerksamkeit für diese neuartige Technologie?

In den letzten Jahren konnte man beobachten, wie durch zunehmenden Druck aus der Bevölkerung und der Industrie die Energie- und Wärmewende und damit auch die Sektorenkopplung politisch immer mehr Gewicht bekommen hat. Zusätzlich gibt es zahlreiche Förderprogramme, was diese Art der Wärmeversorgung zusätzlich unterstützt und die Thematik in die Köpfe von Entscheidern bringt.

Außerdem spielen stetig steigende Dämmstandards, die zu erheblich verringertem Energieverbrauch führen, der Technologie der kalten Nahwärmenetze in die Karten. Vielerorts weigern sich mittlerweile die Versorger, Erdgasleitungen in Neubaugebiete zu legen, da die geringen Abnahmemengen keine Rentabilität mehr versprechen. Ein kaltes Nahwärmenetz kann die benötigten Energiemengen effizient und nachhaltig zur Verfügung stellen. Ratiotherm hat sich hier ein Patent gesichert, das uns erlaubt, Wärmepumpen mit höheren Quelltemperaturen zu beaufschlagen. Daraus folgt ein höherer Wärmetransport bei gleichzeitig niedrigen Verlusten.

Eine Aufladestation mit PV-Anlage für ein E-Auto.
Quelle: ratiotherm
Die Kopplung der drei Sektoren Strom, Wärme und Verkehr ist für ratiotherm ein zentraler Bestandteil der Energiewende. Im Stadtquartier der Zukunft kann so zum Beispiel an öffentlichen Ladesäulen grüner Strom für Elektroautos bereitgestellt und verkauft werden. Dies gelingt beispielsweise mit in die Ladesäulen integrierten Batteriespeichern, die den produzierten Strom aus Photovoltaik-Anlagen nutzen; so ist der Grundstein für die Kopplung der Sektoren Wärme und Strom mit dem Mobilitätssektor gelegt.

Welche Bedeutung hat der kommunale Wohnungsbau für ratiotherm und wie sehen hier konkrete Lösungen für die Wärmeversorgung aus?

Wir bemerken definitiv ein stark steigendes Interesse an zentralen Versorgungslösungen für ganze Wohngebiete seitens Kommunen und Stadtwerken. Wärmepumpen bieten hier die Möglichkeit, grünen Strom für Heizzwecke nutzbar zu machen, was wiederum auch ein kaltes Nahwärmenetz interessant macht. Unser Ansatz geht hier aber noch einen Schritt weiter: Wir fahren Nahwärmenetze mit gleitender Vorlauftemperatur, also in Abhängigkeit der Außentemperatur, oder kalt/warm mit Umschaltung im Wechsel der Jahreszeiten. So lassen sich Solarthermie und andere Wärmeerzeuger perfekt in den Kreislauf integrieren. Stichwort Sektorenkopplung: Ideal lässt sich ein solches Netz durch ein Kundennetz – also ein dezentrales, eigenes Stromnetz für das Wohngebiet – ergänzen.

Viele Produkte von ratiotherm nutzen die Energie der Sonne, sowohl zur Wärme- als auch Stromproduktion. Was ist Ihrer Meinung nach nötig, um den stagnierenden Solarthermie-Markt mit neuem Leben zu füllen?

Die Technologie der kalten Nahwärme lässt die Integration von Solarthermie zu und verhilft dieser Technik damit zu neuem Schwung. Eine solare Volldeckung von kalten Netzen von April bis September ist keine Seltenheit. Eine Ergänzung durch Photovoltaik macht die Synergien für die Wärmepumpe sogar noch lukrativer.

Der ratiotherm Firmensitz im oberbayrischen Dollnstein besitzt auch eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Was ist hier die Aufgaben- und Zieldefinition? Können Sie uns vielleicht verraten, an was dort aktuell geforscht wird?

Weiterführende Informationen: https://ratiotherm.de/

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