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Installation

Feuerwehrhaus setzt auf Erdwärme und Betonkernaktivierung

Objekt-Report-Special - Folge 4

Montag, 08.09.2014

Form folgt Funktion. Das neue Feuerwehrhaus in Götzis, Vorarlberg, ist formal durch eine Fassade aus Sichtbeton, Glas und Holz schlicht gehalten und überzeugt durch ein, für ein Funktionsgebäude, sehr ungewöhnliches Energiekonzept. Die Energie zur Temperierung der Versammlungs- und Schulungs­räume wird über eine Uponor-Betonkernaktivierung der Fahrzeughalle gewonnen oder mit Erdwärme­körben bereitgestellt. Abgegeben wird die Wärme zudem über 920 Quadratmeter Flächenheizung.

Das neue Feuerwehrhaus im österreichischen Götzis.
Quelle: Uponor
Das neue Feuerwehrhaus im österreichischen Götzis überzeugt durch ein, für ein Funktionsgebäude, sehr ungewöhnliches Energiekonzept.

Das innovative Energiekonzept ist auf Basis einer detaillierten Gebäudesimulation mit einer exakten saisonalen Bemessung des solaren Wärmeintrages erstellt worden. Für das Gebäude wurde ein Jahresheizbedarf von 82.800 kWh und ein Jahreskühlbedarf von 10.000 kWh errechnet.

"Neben der exakten Bedarfsermittlung ist eine frei programmierbare Steuerung die wichtigste Komponente zur erfolgreichen Umsetzung des Konzepts und einen dauerhaften, störungsfreien Betrieb", ­betont Ludwig Netzer, Inhaber der Planungsgesellschaft Innotech – innovative Gebäudetechnik GmbH, Altach.

Er zeichnet mit seinem Team neben Planung und Betreuung auch für die Implementierung und Programmierung der Steuerung sowie für das spätere Monitoring über einen VPN-Zugang (VPN = Vir­tual Private Network) und die Optimierung der TGA des in Niedrigenergiestandard erstellten Gebäudes verantwortlich.

"Götzis ist seit Jahren eine »e5«-­Gemeinde und bekennt sich daher selbstverständlich zur Energieeffizienz und zu energetisch innovativen Produkten. Wir sind auch sehr bemüht, das Vorarlberger Landesziel der Energieauto­nomie nach Kräften zu unterstützen. Das gilt sowohl hinsichtlich der Förderung des öffentlichen Verkehrs als auch  beim vorbildlichen Bauen. Unser neues  Feuerwehrhaus ist in jeder Hinsicht ein Vorzeigeprojekt", erklärt Bürgermeister Werner Huber, Geschäftsführer der Marktgemeinde Götzis Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG.

Das "e5"-Programm ist ein Bundes- und Landesprogramm in Österreich für energiebewusste und klimafreundliche Gemeinden: Von der Raumplanung und Architektur über Energielösungen bis zur ­Mobilität beinhaltet es alle erprobten Energie- und Klimaschutzmaßnahmen, die eine Gemeinde setzen kann.

Feuerwehrhaus mit Niedrigenergiestandard

Das neue Feuerwehrhaus der Marktgemeinde Götzis wird bis Mai 2014 nach den Plänen von Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH, ­Bregenz, in südwestlicher Lage der Gemeinde errichtet. Das monolithische Gebäude mit 1.410 m2 Gesamtgeschossfläche wird in zwei Funktionsein­heiten gegliedert: Verwaltungs- und Schulungsbereich sowie Garagen- und Werkstättenbereich. Die Verknüpfung der beiden Einheiten erfolgt mit ­einer durchgehenden Foyerzone. Sämtliche Hauptfunktionen befinden sich auf einer einzigen Ebene. Die kurzen Wegführungen garantieren sowohl den wirtschaftlichen Betrieb als auch den optimalen Funktionsablauf im Einsatz.

Der Neubau der Feuerwehr wird in massiver Bauweise erstellt. Die Aufenthalts- und Schulungsbereiche werden in Holz ausgestattet, die Werkstätten- und Garagenbereiche in einer robusten und dauerhaften Kombination aus Beton und Stahl. Im Bereich Schulungsraum, Sitzungsraum und Büro bildet eine Schicht aus perforierten Lamellen einen festen Sonnenschutz und ein homogenes Erscheinungsbild.

Die Südausrichtung der mit transparenten Falltoren ausgestatteten Fahrzeug- und Waschhalle bedingt einen sehr hohen solaren Eintrag, aufgrund der tief stehenden Sonne sogar im Herbst. Mittels der aktivierten Boden­platte aus Beton werden in der Fahrzeughalle bis zu einer Mindestraum­temperatur von 5 °C maximal 22,5 kW Wärme entzogen. Diese reicht aus, um im Verwaltungs- und Schulungsbereich eine spezifische Heizlast von 26,8 W/m2 zu decken.

Dazu ist in der Fahrzeughalle auf einer Fläche von 472 m2 eine Uponor-Industrieflächenheizung "Magna" verlegt. Die aus hochdruckvernetztem PE-Xa-Kunststoff hergestellten Rohre werden von einem Wasser-Glykol-­Gemisch mit einer Vorlauftemperatur von 5 °C und einer Rücklauftemperatur von 10 °C durchflossen. Die Fachhandwerker der Dorf-Installationstechnik GmbH, Götzis, haben 20 Kreise verlegt und das "Comfort Pipe PLUS" DN 20 mit einer Betonüberdeckung von 15 cm im Abstand von 20 cm installiert.

Unterhalb einer Raumtemperatur von 5 °C wird das Wasser-Glykol-­Gemisch in die 14 Uponor-Erdwärmekörbe "Geo Calix" geleitet und diese mit einer Gesamtentzugsleistung von 22,5 kW als Energiequelle für die Wärme­pumpe genutzt. Damit kein Wärmeverlust bei der Umschaltung der Wärmequelle entsteht, wurde auf den Einbau eines Wärmeübertragers verzichtet.

Schluffsand verbessert Entzugsleistung der Erdwärmekörbe

Die 2,70 m hohen, konisch geformten Erdwärmekörbe sind an den beiden Querseiten des Gebäudes in einer Tiefe von etwa 4 m und einer Überdeckung von 1 m installiert worden. Um sowohl den verlässlichen Wärmeeintrag als auch die Wärmeeinleitung zu gewährleisten, wurde der bestehende Lehmboden durch ein sehr wasserdurchlässiges Schluffsand-Gemisch ersetzt. Der hohe Feuchtegehalt von 65 bis 70 Prozent garantiert eine Entnahmeleistung von 1,6 kW pro Korb.

Für die maximale Ausnutzung und um eine Vereisung zu verhindern, sind die Erdwärmekörbe im Abstand von 8 m eingebracht worden. Insgesamt benötigen die 14 Erdwärmekörbe eine Fläche von 340 m2. Diese ist für eine optimale Ver­sickerung des Oberflächenwassers und ­damit Durchfeuchtung des Erdraums als Rasenfläche und als Stellfläche mit Rasengitterelementen ausgeführt.

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