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Wärme

Erdgas und Heizöl bestimmen weiter das Geschehen

Übersicht über den Heizungsmarkt in Deutschland – Teil 1: Entwicklung bei Wärmeerzeugern

Donnerstag, 01.09.2016

Der Heizungsmarkt in Deutschland rückt im Zuge der Klimadiskussionen mehr und mehr in den Vordergrund der Politik. Zudem stellt das Thema Heizung hierzulande ein attraktives Marktsegment dar, sowohl für die Industrie als auch für das Handwerk. Doch was verbirgt sich dahinter? Und wie haben sich die einzelnen Produktbereiche in den vergangenen Jahren entwickelt? Das HeizungsJournal beleuchtet zu Beginn des neuen Jahres in einer mehrteiligen Serie das Marktgeschehen in Deutschland. Im ersten Teil stehen die Wärmeerzeuger im Fokus. Wie die Entwicklung zeigt, setzen die Verbraucher bei der Investition in eine neue Heizungsanlage bevorzugt auf altbewährtes: Erdgas und Heizöl.

Für Viele ist es eine Selbstverständlichkeit: Die Wohnung ist auch im Winter mollig warm, das Dusch- und Badewasser immer angenehm heiß. Dass dies so ist, dafür sorgt hierzulande in der Regel die Heizung. Rund ein Drittel des deutschen Endenergieverbrauchs entfällt auf Heizung und Warmwasserbereitung im Wohnbereich. Insgesamt liefern rund 20,7 Mio. Heizungsanlagen hierzulande im Gebäudesektor Wärme und Warmwasser, berichten der BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) und der ZIV (Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband). Sie basieren zu über 90 Prozent auf den Energieträgern Erdgas und Heizöl. Der restliche Anteil entfällt auf Strom und Biomasse (Abb. 1).

Das Tortendiagramm zeigt die Anteile der Wärmeerzeuger am Heizungsmarkt in Deutschland am Gesamtbestand im Jahr 2014.
Quelle: BDH/ZIV
In Deutschland liefern im Gebäudesektor rund 20,7 Mio. Heizungsanlagen Wärme und Warmwasser (Abb.1).

Fast die Hälfte der Wohnungen in Deutschland wird laut BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) mit Erdgas beheizt, gut ein Viertel mit Öl. Mit Fernwärme wird rund jede siebte Wohnung versorgt. Abgeschlagen finden sich die Energieträger Strom (für Elektro-Wärmepumpen oder Nachtspeicherheizungen) und Biomasse (sprich: Scheitholz und Pellets), (Abb. 2).

Das Diagramm zeigt, welche Energieträger in wie vielen Wohnungen genutzt werden.
Quelle: BDEW
Fast die Hälfte der Wohnungen in Deutschland wird mit Erdgas beheizt (Abb.2).

Auch aktuell setzen die Verbraucher weiter auf Altbewährtes. Schaut man sich die Entwicklung des vergangenen Jahres an, so konnte der Absatz an Wärmeerzeugern nach einer ersten Abschätzung des Arbeitskreises Marktforschung des BDH hierzulande um vier Prozent auf 707.500 Stück gesteigert werden. Den Markt dominierten dabei wieder Öl- und Gasheizkessel. Überwiegend kam effiziente Brennwerttechnik zum Einsatz (sie nutzt durch Kondensation auch die im Abgas enthaltene latente Wärme). Weiterhin wurden auch Heizkessel in klassischer Niedertemperaturtechnik verkauft (sie nutzt nur den Heizwert des Brennstoffs, die Abgaswärme geht durch den Schornstein verloren) (Abb. 3).

Prognose über den Absatz von Wärmeerzeugern im Jahr 2015.
Quelle: BDH
Nach einer ersten Abschätzung des Arbeitskreises Marktforschung des BDH konnte in 2015 der Absatz an Wärmeer zeugern in Deutschland um vier Prozent auf 707.500 Stück gesteigert werden (Abb.3).

Brennwertkessel nutzen die eingesetzte Wärmeenergie im Optimalfall bis zu 98 Prozent und Niedertemperaturkessel bis zu rund 90 Prozent (Normnutzungsgrad, bezogen auf den oberen Heizwert). Im Bestand finden sich auch noch „veraltete“ Heizkessel, die mit konstant angehobenen Kesselwassertemperaturen betrieben werden. Diese wurden in der Regel vor 1984 eingebaut und verwerten den Brennstoff nur bis zu etwa 65 Prozent. In einer Erhebung des ZIV für die wiederkehrend messpflichtigen Anlagen wurde für 2014 festgestellt, dass rund 0,4 Mio. Ölfeuerungsanlagen und fast 0,3 Mio. Gasfeuerungsanlagen älter als 31 Jahre waren (Abb. 4 und 5).

Die Entwicklung der Altersstruktur der Ölfeuerungsanlagen in Deutschland im Jahr 2014.
Quelle: ZIV
Nach Erhebung des ZIV für die wiederkehrend messpflichtigen Anlagen wurde für 2014 festgestellt, dass rund 0,4 Mio. Ölfeuerungsanlagen älter als 31 Jahre waren (Abb.4).

Die Entwicklung der Altersstruktur der Gasfeuerungsanlagen in Deutschland im Jahr 2014.
Quelle: ZIV
Nach Erhebung des ZIV für die wiederkehrend messpflichtigen Anlagen wurde für 2014 festgestellt, dass fast 0,3 Mio. Gasfeuerungs anlagen älter als 31 Jahre waren (Abb.5)

Insgesamt wurden nach der BDH-Schätzung im vergangenen Jahr 620.500 Öl- und Gasheizkessel verkauft (ein Plus von fast sechs Prozent). Markttreiber war die Brennwerttechnik. Aber auch Niedertemperaturtechnik konnte beim Gas zulegen und beim Öl seinen Vorjahresabsatz fast halten. So wurden in 2015 schätzungsweise 429.000 Gasbrennwertkessel (plus vier Prozent) und 60.000 Ölbrennwertkessel (plus 30 Prozent) abgesetzt. In Niedertemperaturtechnik wurden 111.500 Gasheizkessel (plus vier Prozent) und 20.000 Ölheizkessel (minus 0,5 Prozent) verkauft. Als ursächlich für diesen hohen Zuwachs bei der Ölbrennwerttechnik dürfte nach Einschätzung des BDH ein hoher Modernisierungsstau bei Ölheizungen in Verbindung mit dem ab dem dritten Quartal 2014 stark gesunkenen Heizölpreis sein. Als „alles andere als zufriedenstellend“ bezeichnet der BDH die Entwicklung bei den erneuerbaren Energien. Denn im Vergleich zu der positiven Entwicklung bei den Öl- und Gasheizkesseln setzten Wärmepumpen, Pelletskessel und die Solarthermie ihren Abwärtstrend des vergangenen Jahres weiter fort. Bei elektrischen Heizungswärmepumpen fiel der Absatz um drei Prozent auf rund 56.000 Stück. Gründe für den Marktrückgang liegen nach Einschätzung des BDH-Arbeitskreises Marktforschung im hohen Strompreis mit weiterer Tendenz nach oben. Hohe Antragszahlen bei dem im März 2015 novellierten Marktanreizprogramm für erneuerbare Energie (MAP) dürften sich jedoch in den kommenden Wochen und Monaten positiv auf den Wärmepumpenabsatz auswirken. Unter den hier angebotenen Technologien erwiesen sich – wie schon im Vorjahr – die Luftwärmepumpen (Luft/Wasser) als Lichtblick. Sie konnten um ein Prozent auf 40.000 neu installierte Anlagen zulegen. Hier wird die Wärme der Außenluft genutzt. Häufig kommen Split-Anlagen zum Einsatz, bei denen die Wärmepumpe im Hausinneren installiert und Ventilator und Verdampfer getrennt von der Wärmepumpe außen aufgestellt werden. Der langjährige Abwärtstrend der erdgekoppelten Sole/Wasser-Sys¬teme setzte sich weiter fort – um minus 13 Prozent auf rund 11.500 Anlagen. Hierbei gelten allgemein der höhere Aufwand sowie Unsicherheiten durch das notwendige Genehmigungsverfahren für die erforderlichen Bohrungen als Hemmnis. Weitere Anwendungen (Wasser/Wasser und sonstige) verbuchten ein Minus von sieben Prozent auf gut 4.500 Stück. Auch die Biomasse verlor weiter in der Gunst der Verbraucher. Der Verkauf an Festbrennstoff-Zentralheizkesseln (also Pellets, Hackschnitzel und Scheitholz) brach um 15 Prozent auf 30.500 Stück ein. Darunter litten auch die Pelletskessel, von denen im vergangenen Jahr nach BDH-Schätzung nur noch 13.000 Stück (minus 16 Prozent) verkauft wurden. Der Absatz bei Scheitholzkesseln ging um zehn Prozent auf 14.000 Stück und bei Hackschnitzel um 30 Prozent auf 3.500 Stück zurück. Auch hier sieht der BDH den niedrigen Ölpreis als verantwortlich für die Marktentwicklung an. Sorgen bereitet der Branche weiterhin die Solarthermie. Sie setzte ihren Abwärtstrend der vergangenen Jahre weiter fort. So wurden nur rund 0,78 Mio. m² Solarkollektorfläche neu installiert (ein Minus von 13 Prozent). Manfred Greis, Präsident des BDH, spricht von einer Flächen- und Investitionskonkurrenz. Für viele Endverbraucher würden Photovoltaikanlagen ein attraktiveres Renditemodell darstellen. Doch erhofft man sich für die Solarthermie in den kommenden Wochen und Monaten positive Auswirkungen durch die Novelle des MAP und die erhöhten Fördersätze für erneuerbare Energien. BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke sieht dies als „richtigen Schritt und positives Signal.“ Insgesamt gesehen sei nach Prognose des BDH der Anteil der Investitionen im Heizungsmarkt mit Integration erneuerbarer Energien im vergangenen Jahr jedoch auf nur noch 19 Prozent gesunken. Damit ist man von der ursprünglichen Vision weit entfernt. Noch nach dem Rekordjahr für die Solarthermie 2008 (damals wurden 2,1 Mio. m² Kollektorfläche neu installiert und 618.500 Wärmeerzeuger verkauft – gut 45 Prozent aller neu installierten Anlagen wurden in diesem Jahr bereits mit erneuerbaren Energien teilversorgt) zeigte man sich optimistisch, dass bis 2015 in 80 Prozent aller Investitionsfälle bereits erneuerbare Energien mit genutzt werden könnten (Abb. 6).

Die Diagramme zeigen die Entwicklung des Anteils der jährlichen Investitionsfälle mit Einkopplung erneuerbarer Energien im Heizungsmarkt in Deutschland von 2004-2015.
Quelle: BDH
Der Anteil der Investitionen im Heizungsmarkt mit Integration erneuerbarer Energien ist im vergangenen Jahr auf 19 Prozent gesunken (Abb.6).

Für 2016 zeigt sich der BDH aber verhalten optimistisch. „Die MAP-Novelle dürfte im Laufe des Jahres eine positive Wirkung entfalten. Daneben stimmen positive volkswirtschaftliche Faktoren zuversichtlich. Die Brennstoffpreise werden voraussichtlich auf niedrigem Niveau bleiben. Weiterhin prognostiziert die Bundesregierung ein konstantes Wachstum des Bruttoinlandsproduktes. Eine niedrige Arbeitslosigkeit sowie ein weiterhin niedriges Zinsniveau lassen ebenfalls optimistisch ins neue Jahr blicken.“ Technologisch gesehen setzt die Branche für die Zukunft auch Hoffnungen in Hybridsysteme. Bei der Modernisierung von Bestandsbauten könnte zum Beispiel eine Luft/Wasser-Wärmepumpe mit einem Öl- oder Gasheizkessel kombiniert werden. Eine intelligente Regelung sorgt dabei immer für einen optimalen Betrieb, bei dem stets die günstigste Wärmequelle genutzt wird. Der fossile Energieträger kommt beispielsweise ergänzend nur noch an den besonders kalten Tagen des Jahres zum Einsatz.

Umsatzstarke Branche

Die deutsche Heizungsindustrie sieht sich in einer technologischen und kommerziellen Spitzenstellung weltweit. Allein im vergangenen Jahr investierte sie 488 Mio. Euro zur Entwicklung und Erprobung innovativer und ressourcenschonender Produkte. Themen dabei waren neben Gas-Wärmepumpen oder Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auch die Verknüpfung von heiztechnischen Systemen mit dem Internet sowie IT-Lösungen für die Steuerung. Ähnlich wie der deutsche Maschinen-/Anlagenbau ist die deutsche Heizungsindustrie mittelständisch strukturiert. Die im BDH organisierten Unternehmen haben einen Marktanteil von gut 90 Prozent des heizungsindustriellen Umsatzes in Deutschland. 2014 erwirtschafteten die BDH-Mitgliedsunternehmen insgesamt 13,2 Mrd. Euro und beschäftigten 68.600 Mitarbeiter. Für die Umsetzung vor Ort kommt das Handwerk ins Spiel. Standesorganisation der hierzulande 53.300 Handwerks¬betriebe ist der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima). Die Zahl der Beschäftigten im SHK-Handwerk (Sanitär-, Heizungs-, und Klimahandwerk) ist nach einem deutlichen Rückgang seit 2008 wieder kontinuierlich gewachsen und lag in 2014 bei rund 346.000 (Abb. 7).

Die Entwicklung der Beschäftigten und Unternehmen im SHK-Handwerk von 2004-2014.
Quelle: ZVSHK
Das SHK-Handwerk zählte 2014 in Deutschland rund 346.000 Beschäftigte (Abb.7).

Der Jahresumsatz des SHK-Handwerks befindet sich seit einem Jahrzehnt nahezu im Aufwärtstrend und lag nach Angaben des ZVSHK in 2014 bei 38,7 Mrd. Euro (Abb. 8).

Die Entwicklung des Jahresumsatzes des SHK-Handwerks in Milliarden Euro von 2004-2014.
Quelle: ZVSHK
Der Jahresumsatz des SHK-Handwerks lag 2014 bei 38,7 Mrd. Euro (Abb.8).

Der Spitzenverband der Gebäudetechnik VdZ (Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik) – das Kürzel VdZ bezieht sich auf den Ursprungsnamen „Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft“ – vertritt die Interessen der dreistufigen Wertschöpfungskette der Gebäude- und Energietechnik: Industrie, Großhandel und Installationsgewerbe. Dazu zählt der VdZ über 50.000 Unternehmen mit etwa 470.000 Beschäftigten und einem Branchenumsatz von rund 30 Mrd. Euro. Das ifo Institut für Wirtschaftsforschung hat im Auftrag des VdZ, der VDS (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft) und der Messe Frankfurt die konjunkturelle Entwicklung der Heizungswirtschaft untersucht. Darunter fallen Hersteller von Heizkesseln, Brennern, Heizkörpern, Heizungspumpen, Regeltechnik und Armaturen, Lüftung, Klima und Gebäudeautomation, der Großhandel sowie installierende Unternehmen. Demnach erwirtschaftete die gesamte Heizungs- und Lüftung/Klimabranche in 2014 einen Umsatz von 30,34 Mrd. Euro (ein Plus von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Im Inland belief sich der Umsatz auf 24,95 Mrd. Euro (ein Zuwachs von 1,3 Prozent). Für das Auslandsgeschäft schätzt das ifo Institut einen Anstieg von 1,9 Prozent auf 5,39 Mrd. Euro (Abb. 9).

Der Umsatz der Heizungswirtschaft von 2008-2014.
Quelle: VdZ
Die Heizungs- und Lüftung/Klimabranche erwirtschaftete 2014 einen Umsatz von 30,34 Mrd. Euro (Abb.9).

Dabei habe die Branche der Haus- und Gebäudetechnik von einer an Dynamik gewonnenen Wirtschaft und einer stabilen Baukonjunktur in Deutschland profitiert. Die positive Entwicklung wirkte sich besonders für die auf den heimischen Markt ausgerichteten Bereiche Großhandel und Installierende Unternehmen vorteilhaft aus. So belief sich der vom installierenden Gewerbe erwirtschaftete Umsatz in 2014 auf 23,1 Mrd. Euro (ein Anstieg von 1,3 Prozent). Die Umsätze des Großhandels lagen unverändert bei 9,4 Mrd. Euro. Für den Industriebereich (bezogen auf die Produktion in Deutschland) schätzt das ifo Institut für 2014 den Umsatz auf 12 Mrd. Euro, was ein leichtes Minus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet (Abb. 10).

Der Umsatz der Heizungswirtschaft von 2008-2014 nach Bereichen aufgeschlüsselt.
Quelle: VdZ
In der Haus- und Gebäudetechnik entfiel 2014 ein Umsatz von 23,1 Mrd. Euro auf das installierende Gewerbe (Abb.10).

Die Zahl der Beschäftigten in der Haustechnikwirtschaft (Heizungs- und Sanitärwirtschaft) ist laut der Untersuchung in den vergangenen Jahren gestiegen – auf 504.000 in 2014. Davon entfielen 359.000 auf das Handwerk, 100.100 auf die Industrie und 44.500 auf den Großhandel (Abb. 11).

Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten in der Haustechnikwirtschaft von 2008-2014.
Quelle: VdZ
Zählt man die Heizungs- und Sanitärwirtschaft zusammen, so zählt die Wirtschaft der Haus technik rund 0,5 Mio. Beschäftigte (Abb.11).

In allen Branchenbereichen gehen die stärksten Nachfrageimpulse laut ifo Institut auch weiterhin vom Ersatz- und Wartungsbedarf im Gebäudebestand aus. Das Thema Energieeffizienz gewinne zunehmend an Bedeutung und verspreche zumindest auf dem deutschen Markt eine nachhaltige Stabilisierung der Nachfrage. Das hohe Durchschnittsalter von Heizungen im Gebäudebestand gebe Anstoß zum Austausch alter Anlagen. Seit Mai 2014 verpflichtet die Energieeinsparverordnung (EnEV) zum Austausch von Heizungen, die älter als 30 Jahre sind. Außerdem würden durch verbesserte Förderkonditionen der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) für erneuerbare Energien positive Impulse für die Branche erwartet. Doch VdZ-Geschäftsführer Dr. Michael Herma vermisst weitgehende Investitionsanreize. „Wenn die Bundesregierung ihre energiepolitischen Ziele erreichen will, müssen insbesondere geringinvestive Maßnahmen wesentlich stärker gefördert werden.“

Energielabel zur Orientierung

Seit dem 26. September 2015 ist nun erst mal das von Haushaltsgeräten bekannte EU-Energielabel für Heizgeräte und Heißwasserbereiter bis 70 kW und Warmwasserspeicher bis 500 l Pflicht. Es soll den Verbrauchern Orientierung geben, hofft der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel: „Die Labels sorgen dafür, dass die Menschen künftig noch einfacher auf die Effizienz ihrer Geräte achten können.“ Dies sei ein weiterer wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz und Effizienz. Denn heizen und Heißwasserbereitung seien in 2012 für über 80 Prozent des Haushaltsenergieverbrauchs verantwortlich gewesen und hätten mit durchschnittlich 130 Euro monatlich im Haushaltsbudget zu Buche geschlagen. Von dem Energieeffizienzlabel ist auch das SHK-Handwerk unmittelbar betroffen. Seitdem müssen Fachhandwerker ihren Kunden mit jedem Angebot das entsprechende Energielabel vorlegen. Während Einzelgeräte bereits vom Hersteller mit dem Energielabel versehen werden, muss der Fachhandwerker für individuell zusammengestellte Heizungsanlagen mit Produktkomponenten verschiedener Hersteller ein Verbundanlagenlabel selber erstellen. Das Energieeffizienzlabel biete den Endkunden größere Transparenz und das Handwerk gewinne ein aussagekräftiges Verkaufsargument, unterstreicht Herma. „So kann das Handwerk aus der Vorschrift einen Vorteil machen. Eine Chance, die genutzt werden sollte.“ Die Beratungskompetenz des Fachhandwerkers bleibe weiterhin gefragt: Denn die höchste Effizienzklasse entspreche nicht unbedingt der optimalen Lösung für den Kunden. Einen Nachfrageschub nach effizienteren Heizsystemen erwartet sich die Branche auch von der Einführung neuer Marktinstrumente. Bereits vor einigen Jahren hatten BDH und ZVSHK ein Effizienzlabel für Bestandsanlagen in die Diskussion gebracht. Im November vergangenen Jahres wurde nun das „nationale Effizienzlabel für Heizungsaltanlagen“ als eine Maßnahme aus dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) beschlossen. Das neue Effizienzlabel wird seit dem 1. Januar 2016 bei Heizkesseln, die älter als 15 Jahre sind, schrittweise im Bestand angebracht. Über acht Jahre gesehen, sind circa 13 Mio. Heizkessel betroffen. Das durchschnittliche Alter der Heizgeräte in Deutschland liegt bei 17,6 Jahren. Mit dem Heizungslabel soll die Austauschrate gesteigert werden. Zunächst sind Heizungsinstallateure, Schornsteinfeger und bestimmte Energieberater berechtigt, ein Etikett auf alte Heizkessel anzubringen. Ab 2017 sind die Bezirksschornsteinfeger verpflichtet, diejenigen Geräte, die noch kein Etikett haben, zu etikettieren. „Mit dem für die Verbraucher kostenlosen Effizienzlabel für alte Heizkessel wollen wir sie besser informieren und sie beim Energiesparen unterstützen“, erläutert Gabriel. „Das Label soll ihnen helfen, schnell und leicht verständlich einen Überblick über den Zustand ihres alten Heizkessels zu bekommen. So sollen sie motiviert werden, bestehende Energieberatungsangebote zu nutzen und über den Austausch ihres alten Heizkessels nachzudenken.“ „Das neue Bestandslabel für Altanlagen ist ein gutes Instrument, um den bisher schleppenden Modernisierungsmarkt im Heizungsbereich in Schwung zu bringen“, kommentiert BDH-Präsident Greis. Das Label ist für den Betreiber einer Altanlage kostenlos. Auf Zwangsmaßnahmen bei der Heizungsmodernisierung wurde verzichtet. Wichtig sei es nun, dass mit dem Ausstellen des Labels auch eine neutrale Beratung über die technischen Möglichkeiten neuer Heizsysteme sowie über die Möglichkeit der Einkopplung von erneuerbaren Energien erfolge, so Greis. Manfred Stather, Präsident des ZVSHK, hebt die zentrale Rolle des Handwerks bei der konkreten Umsetzung der Wärmewende in den Haushalten hervor: „Fachhandwerker im Kundenkontakt liefern kompetente Beratung und solide Umsetzung. Die Menschen wollen wissen: Welche Technologie passt zu mir? Welcher Brennstoff? Wie mache ich mein Haus fit für die Zukunft? Diese Fragen kann niemand so gut beantworten wie der Fachhandwerker vor Ort.“

Erdgas dominiert Heizungsmarkt

Im vergangenen Jahr hat der ZVSHK mit Zukunft Erdgas (eine Initiative der deutschen Erdgaswirtschaft) eine Zukunftspartnerschaft für einen „gemeinsamen Einsatz für mehr Klimaeffizienz und innovative Erdgas-Technologien im Gebäudesektor“ geschlossen. „Uns verbindet viel. Dazu gehört das gemeinsame Interesse, Innovationen aus dem Bereich der Wärmeerzeugung in den Markt zu tragen. Gemeinsam wollen wir dafür sorgen, dass Brennstoffzellen, Gaswärmepumpen und Strom erzeugende Heizungen in den deutschen Heizungskellern ankommen“, betont Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas. „Beide Partner widmen sich schon heute in hohem Maße der Aufgabe, den Klimaschutz mit moderner und effizienter Heiztechnologie zu fördern“, ergänzt Stather. „Dieses Engagement wollen wir durch die Zukunftspartnerschaft weiter stärken. Gerade die Markteinführung innovativer Zukunftstechnik braucht die enge Zusammenarbeit der Marktpartner.“ Kehler hebt die zentrale Rolle der Gebäudeenergieeffizienz für die Energiewende hervor. „Die Klimaziele bis 2050 können wir nur erreichen, wenn die Energiewende zur Wärmewende wird. Innovatives und effizientes Heizen mit Erdgas bietet den meisten Klimaschutz pro investiertem Euro und kann dazu entscheidend beitragen. Das Handwerk als entscheidender Marktmittler ist einer unserer wichtigsten Partner auf dem Weg zu mehr Klimaeffizienz im Heizungskeller.“ Es sei unverständlich, dass die Politik nicht stärker auf den Energieträger Erdgas setzt, kritisiert Dr. Anke Tuschek, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDEW. „Das Potential von Erdgas in seiner Kombination aus Bezahlbarkeit, Effizienz und dem Beitrag zum Klimaschutz wird nicht ausreichend in die Energiewende einbezogen. In der Industrie und im Wärmemarkt sind die Gastechnologien Effizienz- und Flexibilitätsmeister unter den fossilen Brennstoffen und genießen im Markt höchste Anerkennung. Außerdem sind gasbefeuerte Anlagen und insbesondere die Gasinfrastruktur der ideale Partner für die erneuerbaren Energien.“ „Eine schnelle, effiziente und bezahlbare Modernisierung des Heizungsmarktes muss auf bewährte und klimaeffiziente Anwendungen aufbauen“, erklärt Tuschek. „Hier bieten sich insbesondere Erdgassystemlösungen an. Diese lassen sich mit Solarthermie oder Bio-Erdgas kombinieren und tragen so zu einer zunehmenden Integration von erneuerbaren Energien in den Wärmemarkt bei – selbst in eng bebauten städtischen Bereichen.“ Erdgas hat in den 80er und 90er Jahren in Deutschland im Heizungsmarkt einen wahren Erfolgskurs hingelegt, besonders zu Lasten von Heizöl. Mehr als dreiviertel aller neuen Wohnungen wurden in Spitzenzeiten mit Erdgas beheizt. Doch mit dem Erfolg der erneuerbaren Energien und dem wachsenden Angebot an Fernwärme schrumpfte der Anteil wieder und pendelte sich in den vergangenen fünf Jahren bei rund der Hälfte aller neuen Wohnungen ein (insgesamt 265.000 neue Wohnungen in 2014). Im gesamten Wohnungsbestand (41 Mio. Wohnungen in 2014) näherte man sich über die Jahre kontinuierlich der 50 Prozent Marke – aber ohne sie bislang zu überschreiten. Im Jahr 2014 lag der Anteil bei 49,3 Prozent (Abb. 12 und 13).

Die Entwicklung der Anzahl der Beheizungssystemen in neuen Wohnungen in Deutschland von 2000-2014.
Quelle: BDEW
Rund die Hälfte aller neuen Wohnungen wird mit Erdgas beheizt (Abb.12).

Die Entwicklung der Beheizungsstruktur im Wohnbestand in Deutschland von 2000-2014.
Quelle: BDEW
Bei der Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes nähert sich Erdgas kontinuierlich der 50 Prozent Marke (Abb.13).

„Erdgas bleibt weiterhin Nummer eins bei den Heizungssystemen in Deutschland“, konstatiert Tuschek. Insgesamt wurde von Januar bis Juni 2015 der Bau von 119.311 neu zu errichtenden Wohnungen genehmigt (plus 0,4 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum). Der überwiegende Teil der Bauherren setzte auf Erdgas (49,6 Prozent). Der Anteil von Wärmepumpen lag bei 20,4 Prozent, gefolgt von Fernwärme mit 20 Prozent. Die verbleibenden Anteile entfielen auf Holz- und Pelletsheizungen (5,5 Prozent) sowie Stromheizungen (1,9 Prozent). Im Gebäudebestand wird neben der überwiegenden Nutzung von Erdgas (49,3 Prozent) in 13,5 Prozent aller Wohnungen mit Fernwärme geheizt, während Heizöl in 26,8 Prozent aller Wohnungen für Wärme sorgt. Weitere Anteile im Bestand lauten: Elektro-Wärmepumpen 1,5 Prozent, Stromheizungen 2,9 Prozent, Sonstige (darunter Holz/Holzpellets, weitere Biomasse, Koks/Kohle) 6,0 Prozent. Damit bestätigt sich für Tuschek, dass Erdgas „bei den Kunden sowohl ein gutes Preis- als auch ein gutes Umweltimage hat“. Für die Heizungsindustrie stellen Gasheizgeräte denn auch seit Jahren ein wichtiges Umsatzsegment dar. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich die vom BDH erstellte Marktentwicklung der Wärmeerzeuger über die vergangenen zehn Jahre anschaut (Abb. 14).

Die Marktentwicklung der Wärmeerzeuger in Deutschland von 2005-2015.
Quelle: BDH
Die Marktentwicklung der Wärmeerzeuger über die vergangenen Jahre verdeutlicht die Dominanz von Erdgas (Abb.14).

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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