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Wärme

Erdgas-Marktraumumstellung schreitet voran

Donnerstag, 20.02.2020

Hände weg von der Bohrmaschine

Das DVGW-Arbeitsblatt G 680 präzisiert die allgemeine Vorgehensweise wie auch die für den genannten Sonderfall. Ganz besonders der zweite muss von den verschiedenen Partnern bis hin zu den Herstellern akzeptiert sein, damit mit der Installation von Nicht-Originalteilen juristisch gesehen die Baumusterkonformität nicht erlischt und aus Verbraucherschutzsicht einerseits keine Gefahr bei der Gasverbrennung besteht, andererseits aber auch ein funktionierendes Gerät mangels eines einzelnen Ersatzteils nicht gegen ein neues Gerät ausgetauscht werden muss. Im Vorfeld der Marktraumumstellung hatten diese Punkte zu erheblichen Diskussionen geführt. Die Novelle beschreibt jetzt das Machbare. Sie sanktioniert aber auf keinen Fall, in Eigenregie eine Vorsatzdüse auf den H-Gas-Durchmesser respektive berechneten Durchsatz aufzubohren.

Das generelle Schema der Marktraumumstellung nach G 680 mit den drei Stufen Erfassen, Austauschen, Kontrollieren hat sich bewährt. Die Spanne bis zwei Jahre zwischen Erfassen und Austauschen benötigen die Dienstleister, um für den Typ vor Ort anhand der etwa 20.000 Geräte in der Datenbank des DVGW das richtige Ersatzteil zu bestimmen und zu ordern. Beziehungsweise müssen es die Hersteller wissen, was auf sie zukommt und sie liefern müssen. Die Versorger benötigen ebenfalls eine Übersicht über die anstehenden Maßnahmen, um eventuell mit ein paar zusätzlichen Schiebern und Reglern ihr Netz feiner zu sektionieren. Wenn etwa von den erwarteten 160.000 Umstellungen in Düsseldorf 20.000 in einem engen Bezirk liegen, der bisher aber nicht separat versorgt wird, lohnt es sich unter Umständen, ihn vorzuziehen, vom Hauptnetz abzukoppeln und über einen zu legenden Bypass frühzeitiger mit H-Gas zu beliefern als die komplette Umstellung abzuwarten. Nach der Anpassung auf die H-Gas-Qualität folgt dann als dritte Stufe eine Stichprobenkontrolle durch DVGW-zertifizierte Firmen.

Die Polizei warnt

Eine DVGW-Zertifizierung müssen aus Sicherheitsgründen auch die Monteure vorweisen, die an den Geräten schrauben. Die Schulung bei Herstellern alleine genügt nicht. Was die Mitarbeiter im Detail wissen müssen, steht im DVGW-Merkblatt G 106 "Qualitätsanforderungen an Fachkräfte für den Gasgeräteumbau im Rahmen einer Änderung der Gasbeschaffenheit" vom August 2017.

Stichwort Sicherheit: In Düsseldorf erhalten die Kunden nicht nur von der Netzgesellschaft der Stadtwerke einen Brief mit Informationen zur baldigen Umstellung von L- auf H-Gas. Es liegt auch ein Flyer der Polizei dem Brief bei. Der trägt den Titel "Düsseldorf stellt um! Hinweise zum Schutz vor Trickbetrügern". Sie, die Trickbetrüger, entdeckten die Umstellung bereits als "Türöffner". Die Stadtwerke haben die Anlagenbetreiber ja geradezu auf ihren Besuch vorbereitet. Wenn dann eine oder zwei Personen "im Blaumann" klingeln, dürfen sie selbstverständlich eintreten, das Typenschild auf der Therme ablesen – und nebenher den Schmuck einsammeln. Also klären Polizei und Netzgesellschaft den Bürger auf: "Unsere Monteure werden sich bei jedem Besuch unaufgefordert mit einem Lichtbild-Ausweis und einer PIN-Nummer, die nur Ihnen und dem Monteur bekannt ist, ausweisen. Sie erhalten keine Rechnung und werden auch nicht vor Ort zur Barzahlung aufgefordert!" Der Flyer enthält noch weitere Hinweise zur Identifikation des zertifizierten Personals. Fälle in Norddeutschland haben gezeigt, dass Aufklärung Not tut.

Hinweis der Polizei Düsseldorf zum Schutz vor Trickbetrügern bei der Marktraumumstellung von L- zu H-Gas.
Quelle: Netzgesellschaft Düsseldorf mbH
Die Marktraumumstellung öffnet leider nicht nur zertifizierten Monteuren die Wohnungstür.

Fazit

Das SHK-Fachhandwerk, gleichgültig, ob es an einer Marktraumumstellung beteiligt ist oder nicht, berühren diese drei Punkte:

  1. Warnen Sie Ihre Kunden vor Trickbetrügern.

  2. Wenn nach der Umstellung der Kunde klagt, dass seine Gastherme nicht mehr so viel leistet wie vorher, hat das nichts mit Mängeln der Installation zu tun. Das H-Gas fließt in der Regel erst bis ein Jahr nach dem Wechsel durch die neue Düse. Erst wenn das ganze Viertel umgestellt ist, ersetzt der Netzbetreiber die niederkalorische L-Qualität durch die hochkalorische H-Qualität. In diesem Pufferjahr kann das Gasgerät 15 Prozent an Leistung verlieren, da die H-Gas-Düse mit ihrer kleineren Bohrung weniger Erdgas durchlässt. Das Badewasser wird vielleicht nicht mehr so warm wie vorher. Das ist im Reklamationsfall dem Kunden zu sagen.

  3. "Mitmacher gesucht". Die Netzgesellschaften sowie der DVGW bieten entsprechende Lehrgänge an, die den Teilnehmer zur "Fachkraft für die Gasgeräteanpassung zur L-H-Marktraumumstellung" qualifizieren.

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