Inhaltsverzeichnis
Erneuerbare Energien

Energiewende: "Wir brauchen mehr Tempo und mehr Mut"

Dienstag, 24.03.2020

Nachgefragt bei Ralf Klöpfer, Vertriebsvorstand von MVV Energie

Energiedienstleistungen zunehmend gefragt

"Die Energiewende hat einen deutlichen Anstieg der Nachfrage zu Energiedienstleistungen ausgelöst", erläutert Ralf Klöpfer, Vertriebsvorstand von MVV Energie, im Interview mit dem HeizungsJournal. "Unternehmen suchen nach ganzheitlichen Konzepten und Lösungen, um die politisch getriebenen Ziele bestmöglich umzusetzen."

Herr Klöpfer, MVV Energie ist nicht nur ein klassischer Energieversorger. Als "Effizienzpartner" bieten Sie der Industrie, dem Gewerbe, dem Handel und der Immobilienwirtschaft Kundenlösungen für eine innovative Energieversorgung an. Welches Leistungsspektrum haben Sie hier im Angebot?

Dank unseres leistungsfähigen Partnernetzwerks können wir deutschlandweit als one-stop-shop auftreten. Das bedeutet, wir decken alle Bereiche zum Thema Energie und Effizienz in den genannten Kundengruppen ab. Das reicht von der typischen Belieferung mit Strom und Gas über den Energiemanager zur Miete, der den gesamten gesetzlich regulatorischen Rahmen kennt, die Planung, Umsetzung, den Betrieb und die Finanzierung von kompletten energetischen Infrastrukturen, beispielsweise Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität, Photovoltaik, Speicher, Dampf, Beleuchtung, Rechenzentren und Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung, bis hin zu intelligenten Energiemanagementsystemen, die neben der Echtzeitüberwachung der Energienutzung noch die Möglichkeit bieten, dezentrale Erzeugungsanlagen und flexible Verbraucher zu bündeln und Strom-Überschüsse in ein virtuelles Kraftwerk im Großhandelsmarkt zu integrieren.

Porträt von Ralf Klöpfer.
Quelle: MVV Energie
Ralf Klöpfer, Vertriebsvorstand von MVV Energie.

Wie haben Sie dieses Geschäft organisiert?

Unser Konzept reicht von einfachen Bausteinen bis hin zu hoch individuellen und komplexen Kundenlösungen. Das Charmante daran ist, dass der Kunde stets eine Lösung aus einem Guss erhält und sich nicht mit unzähligen Schnittstellen, Komponenten und Dienstleistern beschäftigen muss. Er hat einen Ansprechpartner, der ihm bei Bedarf alles liefert, von der Ladesäule bis zum neuen Rechenzentrum mit Abwärmenutzung.

Wie weit hat sich die Energiewende auf die Nachfrage nach Energiedienstleistungen ausgewirkt?

Es ist definitiv so, dass die Energiewende einen deutlichen Anstieg der Nachfrage zu Energiedienstleistungen ausgelöst hat. Unternehmen suchen nach ganzheitlichen Konzepten und Lösungen, um die politisch getriebenen Ziele bestmöglich umzusetzen. Insgesamt führen die Themen Nachhaltigkeit und Kohlendioxid-Einsparungen zu einem unmittelbaren Handlungsbedarf. Da sich mittelständische Kunden lieber auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und häufig keine eigenen Kapazitäten für diese Themen verfügbar sind, sind wir mit unserem breiten Lösungsspektrum der ideale Partner.

Von welchen Kundensegmenten bzw. Anwendungsbereichen kommt die meiste Nachfrage?

Mit der zunehmenden Bedeutung und dem Hochlauf der Elektromobilität sehen sich Kunden vor neuen Herausforderungen, insbesondere für Flotten- und Mitarbeiterladelösungen. Darüber hinaus ist für viele Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit und Kohlendioxid-Einsparung zunehmend ein Differenzierungsmerkmal am Markt, weshalb ganzheitliche Lösungsanbieter vermehrt angefragt werden. Kunden aus dem Immobiliensegment fragen nach Lösungskonzepten für die Wärmewende. Wir positionieren uns auch hier als ganzheitlicher Energie- und Energieeffizienzdienstleister, der die Komplexität für den Kunden managt, damit sich dieser auf das Kerngeschäft konzentrieren kann.

Ein weißer Kleinwagen, dahinter eine Informationstafel.
Quelle: MVV Energie
Kundeninformation zum Thema Elektromobilität.

Welche Lösungen sind am meisten gefragt – Planungsleistungen, effiziente Technologien, innovative Systemlösungen, Managementleistungen, Anlagenbetrieb oder Contracting-Lösungen?

Die Kombination aus mehreren Lösungen ist zurzeit am meisten gefragt. Der Schwerpunkt der Nachfrage liegt auf der Steigerung der Energieeffizienz, um Energieeinsparungen und damit auch Kosteneinsparungen zu erzielen. Hierfür werden Planungsleistungen und innovative Systemlösungen sowie effiziente Technologien nachgefragt. Als Partner für ganzheitliche und nachhaltige Umsetzungsmaßnahmen im Bereich der energetischen Infrastruktur und der administrativen Abwicklung stellen wir uns vollständig auf die Präferenzen unserer Kunden ein.

Welches Energieeinsparpotential können Sie durchschnittlich erzielen?

Das Energieeinsparpotential ist natürlich von den Gegebenheiten vor Ort und dem Zustand der Anlagen/Technik abhängig und schwankt somit von Kunde zu Kunde. Falsch dimensionierte Anlagen oder alte Anlagen und Techniken versprechen ein hohes Einsparpotential. Im Bereich der Beleuchtung zum Beispiel können Energieeinsparungen von bis zu 70 Prozent erreicht werden.

Welcher Bereich birgt dabei das größte Potential – Strom, Wärme oder Kälte?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. In der Regel sind aber die Potentiale bei Wärme- und Kälteanwendungen und damit auch im Bereich Heizung, Lüftung und Klima am höchsten.

Wieweit findet in der Praxis bereits eine Sektorenkopplung statt, wie die aktive Einbindung von fluktuierendem erneuerbaren Strom oder der Elektromobilität?

Durch die Verzahnung und Optimierung der drei energiewirtschaftlichen Sektoren Strom, Wärme und Verkehr kann die Energiewende effizient gestaltet werden. Die Sektorenkopplung kann dabei Schwankungen in der Erzeugung erneuerbarer Energien ausgleichen. Unser Ansatz mit "Energy and Efficiency as a Service" bietet Kundenmehrwerte durch intelligente Verknüpfung von zentraler und dezentraler Energiewelt. Ein intelligentes Energiemanagementsystem, das Erzeugungseinheiten, Speicher, Ladeinfrastruktur sowie die sonstige vorhandene Energieinfrastruktur optimiert und die beiden Welten, also die Energieversorgungslandschaft auf dem Kundenstandort einerseits und die Energielieferung von außerhalb andererseits, in real-time zusammenbringt, ist für eine funktionierende Sektorenkopplung eine unverzichtbare Voraussetzung. Moderne Speichertechnologien können dazu beitragen, die regenerativ erzeugte Energie besser zu nutzen, das Gesamtsystem damit effizienter zu machen und gleichzeitig den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren. Zu jedem Use Case bieten wir unseren Kunden eine passende Lösung an.

Ein Bagger steht vor einem Berg mit Altholz.
Quelle: MVV Energie
Kohlendioxid-neutrale Erzeugung von Strom und Wärme mit Alt- und Resthölzern.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
Aktuelle Bewertung
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren