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Elektrische Flächenheizungen – Status quo

Dienstag, 07.11.2017

Norwegen möchte seine hochgesteckten Klimaziele erreichen und das Heizen mit Öl ab 2020 verbieten. Die Regierung erwartet dadurch, den CO2-Ausstoß um jährlich 340.000 t zu senken. Diese Verlautbarung von Mitte Juni 2017 macht einmal mehr deutlich, welchen hohen Stellenwert regenerative Energien und alternative Heizsysteme haben. Der norwegische Minister für Klima und Umwelt Vidar Helgesen stellte heraus, dass es genug Alternativen zum Heizöl gibt – beispielsweise das Heizen mit Fernwärme, Wärmepumpen oder Elektroheizungen. Das Beispiel Norwegen zeigt: Elektroflächenheizungen rücken verstärkt in den Fokus der Energie- bzw. Wärmewende. Mit einer elektrischen Flächenheizung erhält man ein wirtschaftliches und vor allem vielseitiges System zur Wärmeabgabe, das sowohl im Bestand als auch im Neubau punkten kann. Hinzu kommt die Option, sie mit Ökostrom oder selbst erzeugtem Strom zu betreiben.

Zwei Füße stehen auf einem Holzboden.
Quelle: pexels.com
Flächenheizungen sorgen im ganzen Haus für behagliche Strahlungswärme.

Deutschland hat sich ebenfalls sportliche energiepolitische Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2030 soll der CO2-Ausstoß um 55 Prozent niedriger liegen als noch 1990. Die Klimaschutzziele sind vor allem beim Energiesparen ambitioniert. Und um es wirklich zu schaffen und als eine der größten Volkswirtschaften der Welt ebenfalls mit gutem Beispiel voranzugehen, muss sich noch viel tun.

Vor allem beim Einsatz erneuerbarer Energien kann jeder seinen Beitrag leisten und zum Beispiel Ökostrom kaufen oder durch die Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach seines Hauses oder durch den Einsatz eines (Mikro-)BHKWs seinen eigenen Strom erzeugen. Mit letzterem ist vor allem eines gewährleistet: eine gewisse Unabhängigkeit vom zentralen Stromnetz der großen (oder kleineren) Energieunternehmen.

Damit verbunden ist, dass die elektrische Flächenheizung weiter an Bedeutung gewinnt. Denn anders als noch vor wenigen Jahren, wo ihr Einsatz auf Basis von Strom aus fossilen Energieträgern oder gar Atomstrom beruhte, ist sie heute vielfach "grün" – im übertragenen Sinn.

Hinzu kommt eine Verbesserung ihrer Effizienz durch optimierte Bodenaufbauten und neue Materialien, die sie zu einer echten Alternative im Gebäude machen. Ihre geringe Aufbauhöhe, die Langlebigkeit und die schnelle Verlegung sind ebenfalls erwähnenswert und bauartbedingt.

Ein Bad mit elektrischer Fußbodenheizung.
Quelle: BVF
Besonders in Badezimmern wird häufig eine elektrische Fußbodenheizung verlegt.

Allen Systemen der Flächentemperierung gemein – so auch die elektrische Flächenheizung eingeschlossen – sind markante Vorteile, die sich positiv auf den Komfort und das Wohlbefinden der Bewohner bzw. Nutzer auswirken. Diese Faktoren sind u.a.:

  • behagliche Strahlungswärme,
  • Langlebigkeit des Systems,
  • geringe Luftbewegung (wenig Staubaufwirbelung),
  • große Gestaltungsfreiheit durch das Wegfallen von Heizkörpernischen im Wand- und Fensterbereich,
  • Wertsteigerung der Immobilie.

Vor allem bei der Sanierung von Wohngebäuden scheut mancher Hausbesitzer die bauartbedingten Investitionskosten sowie den zeitlichen und baulichen Aufwand für eine wassergeführte Flächentemperierung. Hier sollten Planer und Fachhandwerker bereits frühzeitig auf die elektrische Fußbodenheizung hinweisen. Die elektrische Variante kann sich besonders dann lohnen, wenn in einem Altbau keine wasserführende Heizungsanlage vorhanden ist oder der bestehende Fußbodenaufbau nicht entfernt werden soll.

Allgemeiner Systemaufbau

Eine elektrische Fußbodenheizung besteht meist aus ein- oder zweiadrigen Widerstandskabeln, die mit einer Isolierhülle sowie einem Schutzmantel aus metallenen oder nicht-metallenen Werkstoffen versehen sind. Für die Heizleiter selbst kommen Chrom-Nickel- oder Kupfer-Nickel-Legierungen zum Einsatz.

Durch diesen Aufbau erhalten die Heizleiter einen Schutz gegen mechanische Einflüsse, sie sind wasserdicht und können hohen Temperaturen standhalten. Eine Lebensdauer von über 40 Jahren ist so möglich. Ein Zeitraum, in dem andere Wärmeerzeuger (z.B. Heizkessel oder Wärmepumpe) mindestens einmal erneuert werden müssen.

Stand der Technik bei der elektrischen Direktheizung bzw. der Speicherheizung ist die Verwendung von zwei Heizleitern, da auf diese Weise der elektrische Anschluss leichter möglich ist und eine ­magnetische Abstrahlung maximal neutralisiert wird. Die Heizleiter können entweder frei verlegt oder einfach als Heizmatte oder Heizfolie im/unter bzw. auf dem Estrich ausgelegt werden. Da die elektrische Energie direkt in der Heiz­fläche umgewandelt wird, sind Umwandlungsverluste weitestgehend minimiert. In jedem Fall greift die Norm IEC 60800, die unter anderem eine ­spezielle Isolierung der Heizleiter vorsieht, sowie die DIN 44576 zur Planung und Bemessung.

Weiterhin Pflicht bei der Installation einer elektrischen Fußbodenheizung ist der Einsatz eines Fehlerstromschutzschalters nach IEC 60364-4-441. Die Zuleitungen sind als allpolige Trennvorrichtungen mit mindestens 3 mm Kontaktöffnung auszuführen, was jedoch meist bereits durch den FI-Schalter erfüllt ist. Darüber hinaus ist der Einsatz einer Schalterklemmdose zum festen Anschluss vorgesehen. Von dort müssen Leerrohre bis in den Bodenbereich verlaufen.

Von Michael Muerköster
Vorstand Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF)
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