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KWK

Die richtige Hydraulik für Nahwärme aus Kesseln und BHKW-Modulen

Montag, 11.09.2017

Einsparungen an der Dämmung

Generell spricht ohnehin mehr für eine bessere Heiztechnik als für eine überdicke Wärmedämmung. Der energetische Gewinn der Isolierung hängt von zahlreichen Einflussfaktoren ab. Die effiziente Heizung dagegen schlägt in der Regel immer im Ertrag zu Buche.

Die Einschränkung "in der Regel" bezieht sich auf die Installation und auf die Planung. Beide Bereiche müssen selbstverständlich von einer Qualität sein, die nicht die höheren Wirkungsgrade beziehungsweise Jahresnutzungsgrade in der Praxis verspielt. Der ­korrekte hydraulische Abgleich aller Netze und Komponenten sei hier nur beispielsweise erwähnt. Die Branche weiß das mittlerweile. Es zeichnet sich ab, dass zukünftige Bestimmungen eher Gewicht auf die reale weitere Absenkung der Wärmeverluste mithilfe der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) legen als auf Dezimeter dicke Dämmschichten.

Nach § 53a Energiesteuergesetz haben Betreiber von Strom erzeugenden Heizungen ferner einen Anspruch auf nachträgliche Erstattung der Energiesteuer für den im Blockheizkraftwerk verwendeten Brennstoff, wenn innerhalb einer typischen zehnjährigen Abschreibungsphase der Jahresnutzungsgrad über 70 Prozent liegt.

Die Module müssen zwar hocheffizient im Sinne der An­lage III der EU-Richtlinie 2004/8/EG sein; dieses Kriterium erfüllen aber natürlich die EC Power-Maschinen. Zum Nachweis des Nutzungsgrades muss ein Wärmemengenzähler installiert sein, der in den meisten BHKW schon werkseitig integriert ist.

Kraft-Wärme-Kopplung mit Zukunft

Doch ist KWK angesichts des wachsenden Stromüberschusses aus Photo­voltaik- und Windanlagen überhaupt noch sinnvoll?

Drewag-Ingenieur ­Astermann: "Auf ­jeden Fall. Eine KWK-Anlage können Sie ganz anders ­regeln als Photovoltaik und Windstrom. Die vier 1.000-l-Puffer erlauben eine wärme-, eine strom- und eine tarifgeführte Fahrweise. Je nach Bedarf, Angebot und Tarif. Deshalb bereiten wir alle unsere Neubauten mit einer entsprechenden Verdrahtung bereits auf smarte Zähler vor.

Hätten wir eine Kollektoranlage, könnten wir natürlich auch deren Energie über einen Heizstab einspeisen. Kollektoren hat der Plan aber nicht vorgesehen. Für eine Abnahme negativer Regelenergie aus dem Netz bieten sich dagegen solche Kleinspeicher, wie hier aufgestellt, zurzeit noch nicht an. Die Regelungstechnik ist einfach viel zu teuer. Angebot und Nachfrage für den Kleinstleistungsbereich sind für den Netzbetreiber eigentlich weitgehend unkalkulierbar. Um das Einspeisen und das Ausspeisen auszubalancieren, bedarf es einer sehr aufwendigen Regelmimik. Das lohnt sich nicht. Wir selbst haben einen entsprechenden Test durchgeführt.

Großspeicher machen Sinn, auch deshalb, weil der Gesetzgeber fordert, diese Puffer nach einem Regelfahrplan zu bedienen. Generell gilt für die KWK, dass sie als Ausgleichsenergie bestens geeignet ist, wegen ihrer guten Steuerbarkeit. Ich bin mir sicher, die Kraft-Wärme-Kopplung wird für die Energiewende sehr wichtig sein."

Der Neubau der Markus-Passage von außen.
Quelle: Bernd Genath
Neubau Markus-Passage (im Hintergrund): Die Hydraulik dient dazu, ausschließlich dieses Objekt mit der KWK-Wärme zu beliefern, was wegen verordnungsrechtlicher Bestimmungen spürbare finanzielle Vorteile hat.

Wenn der Strompreis fällt, Herr ­Astermann, kommt dann ein Contractor noch auf seine Kosten? Sie bieten ja mehrheitlich alle Tarife unter dem ortsüblichen an.

"Der Preis ist wichtig. Der steht aber nicht alleine im Vordergrund. Bei einer komplizierten größeren Anlage sagte der Investor regelmäßig: »Mit der Heizung will ich nichts zu tun haben. Wen rufe ich überhaupt an, den Elek­triker, den BHKW-Mann oder den Heizungsbauer?« Nein, die wollen sorgenfrei Wärme und Strom. Wir haben hier in und um Dresden die Erfahrung gemacht, dass Projektentwickler ihre Neubau-Immobilie gut mit dem Argument verkaufen können, dass sich der Käufer nicht um die Wärmeversorgung kümmern muss. Er braucht keine Rücklagen für die Erneuerung der Wärmeerzeugung bilden. So etwas überzeugt viele. Selbstverständlich muss der Preis für beide ­Seiten stimmen. Wir berechnen für die Nahwärme den normalen Fernwärmepreis."

BHKW plus Absorptionskälte?

Die Drewag liefert auch Kälte. Mit einer Absorptions-Kältemaschine erschließen sich für BHKW-Anlagen weitere Einsatzgebiete, vor allem in der Industrie. Die Aggregate, die die KWK-Wärme in Kälte umwandeln, spielen ihre Vorteile vor ­allem dann aus, wenn überschüssige Wärme nicht genutzt werden kann, beispielsweise in den Sommermonaten.

Über KWKK (Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung) wird seit einiger Zeit vermehrt geredet. Zumal seit 2014 die Förderrichtlinien des Bundes einen Zuschuss von 25 Prozent an neuen Sorptions-Kälteanlagen vorsehen. Die BHKW könnten durch eine längere Laufzeit davon profitieren.

Sind solche Konstellationen für die Drewag ein Thema?

"Absorptionskälte weniger. Für den Wohnbereich ist solch eine Kombination viel zu teuer. Selbst bei größeren KWK-Anlagen, im Industriebereich, wird man sich mit der Wirtschaftlichkeit schwer tun, von Ausnahmen abgesehen. Sorptions­kälte macht eigentlich nur dort Sinn, wo große Abwärmemengen zur Verfügung stehen. Da muss es keine teure Elektrizität für eine Kompressionskälte sein."

Das Installationsschema des Rathauses in Pieschen.
Quelle: Bernd Genath
Installationsschema Rathaus Pieschen.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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