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Corona-Virus stellt die Welt auf den Kopf

Freitag, 05.06.2020

Betriebsbefragung des ZDH: Umsätze brechen ein

Die Ausbreitung des Corona-Virus hat zu massiven Einbrüchen der Wirtschaftstätigkeit geführt – auch die Handwerksbetriebe sind davon stark betroffen, informierte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) Ende März 2020. Um die Folgen der Corona-Pandemie für die Handwerkswirtschaft besser beurteilen zu können, hat der ZDH gemeinsam mit Handwerkskammern und Fachverbänden vom 23. bis zum 25. März Betriebe zu den Auswirkungen auf die aktuelle Geschäftstätigkeit befragt. So berichteten drei von vier Handwerksbetrieben von coronabedingten Umsatzrückgängen. Dabei waren die Umsätze der betroffenen Betriebe um durchschnittlich 53 Prozent zurückgegangen. Am häufigsten von Umsatzeinbrüchen betroffen waren die Gesundheits-, die Kfz- und die persönlichen Dienstleistungshandwerke, wo jeweils mehr als 90 Prozent der Betriebe von Umsatzrückgängen berichten. Am geringsten betroffen waren die Bauhauptgewerke. Auch hätten private Kunden aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus Installateurstermine abgesagt.

In jedem dritten Betrieb fehlten Mitarbeiter, weil sie an dem Virus erkrankt waren, unter Quarantäne standen oder aufgrund der geschlossenen Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen nicht zur Arbeit kommen konnten. Hinzu kam, dass die internationalen Lieferketten durch Produktionsausfälle in vielen betroffenen Staaten gestört oder unterbrochen wurden. Damit wurde die Versorgung mit Materialien, Vorprodukten, Komponenten oder Betriebsmitteln erschwert. Im Gesamthandwerk waren 31 Prozent der Betriebe von Versorgungsschwierigkeiten betroffen, die sich zusätzlich negativ auf die Umsatzentwicklung auswirkten. Besonders von den Lieferproblemen betroffen waren die Bau- und Ausbauhandwerke sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und den Kfz-Bereich.

Auswirkungen bereits spürbar laut ZVEH

Bei der vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) im Februar 2020 durchgeführten Frühjahrskonjunkturbefragung herrschte noch großer Optimismus. Doch Ende März wirkt sich die Corona-Krise dann auch auf die Elektrohandwerke aus. Bei einer erneuten Befragung verzeichnen rund 60 Prozent der Innungsfachbetriebe Umsatzrückgänge infolge der Corona-Pandemie. Dass bei rund 40 Prozent die Krise noch keine Auswirkungen zeigte, lag laut ZVEH zum einen daran, dass elektrohandwerkliche Betriebe nicht so stark von Schließungen betroffen waren wie andere Gewerke, zum anderen verfügten mehr als die Hälfte der Unternehmen bei der Frühjahrsumfrage über ein Auftragspolster von bis zu zwei und mehr Monaten. Berichtet wurde aber von Lieferengpässen. 31 Prozent der Befragten hatten Probleme, Produkte aus der Elektroindustrie zu beziehen. Am stärksten betroffen waren Produkte aus dem Bereich Licht/Beleuchtung, gefolgt von Gebäudeautomation sowie erneuerbare Energien und Elektrogeräte. So gaben zahlreiche Betriebe an, dass Produkte aus China und Italien aufgrund der Corona-Krise nicht geliefert werden konnten. Preislich registrierten die Betriebe indes kaum Veränderungen. Über alle Produktbereiche hinweg blieben die Preise nahezu unverändert. Veränderungen gab es am ehesten bei Produkten aus den Bereichen Licht/Beleuchtung und erneuerbare Energien.

Was den Blick in die Zukunft betrifft, zeigen sich die Innungsbetriebe nun deutlich pessimistischer als noch im Frühjahr. Ein Grund dafür ist, dass die Auftragspolster abschmelzen und dass aktuell keine Aussagen dazu getroffen werden können, wann der Shutdown beendet ist und wieder mit einem Hochfahren der Wirtschaft begonnen werden kann. Infolgedessen werden Neueinstellungen erst einmal zurückgestellt. "Die Ergebnisse unserer Befragung zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Elektrohandwerke zeigen, dass unsere Mitglieder bislang noch etwas weniger stark betroffen sind als andere Gewerke", resümierte ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi.

Porträt von Ingolf Jakobi.
Quelle: ZVEH
ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi

"Dies ist der Tatsache zu verdanken, dass die Geschäftssituation vor Ausbruch der Pandemie überwiegend gut war und dass viele Betriebe über Auftragspolster verfügten. Klar ist aber auch: Die Wirtschaftslage trübt sich auch in den Elektrohandwerken mit hoher Geschwindigkeit ein. Die Zahl derer, die staatliche Unterstützung beantragen werden, steigt. Und je länger diese Situation andauert, desto größer werden die Umsatzeinbrüche sein. Um den Schaden so gering wie möglich zu halten, ist es nun ganz wichtig, rechtzeitig über Exit-Strategien zu sprechen und Pläne zu entwickeln, wie sich die Wirtschaft nach Beendigung des Shutdowns ohne größere Verzögerungen wieder ankurbeln lässt."

ZVKKW für ein Klima-Konjunkturpaket

Mitte April 2020 informierte der Zentralverband Kälte Klima Wärmepumpen (ZVKKW) über einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin und die zuständigen Ministerinnen und Minister. Darin fordern über 180 Organisationen und Unternehmen zur wirtschaftlichen Wiederbelebung nach der Corona-Krise ein Klima-Konjunkturpaket, das im Einklang mit den Klima- und Energiezielen steht. Das breite Bündnis aus Umweltorganisationen, Wirtschaftsverbänden, Verbraucherschützern und Unternehmen rief dazu auf, unbedingt an den Klimazielen festzuhalten, um Planungssicherheit für wichtige Investitionen in die Energiewende zu schaffen und mit "Konjunkturinvestitionen die Krisenfestigkeit der deutschen und europäischen Wirtschaft zu stärken". Dies solle aus Sicht der Unterzeichner auch im Rahmen des europäischen Green Deals geschehen. Konkret fordern die Organisationen und Unternehmen, "die notwendigen staatlichen Investitionen und Investitionshilfen für eine schnelle wirtschaftliche Erholung zu beschließen, inklusive Anreizprogrammen für Energieeffizienz, erneuerbaren Strom, Wärme und Kälte, klimafreundliche Mobilität, klimaneutrale Gebäude und hocheffiziente Industrieprozesse".

VDMA sieht Gebäudearmaturen ausgebremst

Die deutschen Hersteller von Gebäudearmaturen wurden von der Corona-Krise zunehmend ausgebremst, berichtete VDMA Armaturen – ein Fachverband des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) Anfang April. Vor allem im Auslandsgeschäft waren in den ersten beiden Monaten 2020 bereits erste Auswirkungen der Krise spürbar. "Vor dem Hintergrund der zunehmenden Ausbreitung des Corona-Virus weltweit bleibt die Baukonjunktur nicht mehr außen vor, sondern rechnet in den kommenden Monaten mit empfindlichen Einbußen. Auch bei Gebäudearmaturen trübt sich aktuell die Geschäftslage deutlich ein", bewertete Wolfgang Burchard, Geschäftsführer von VDMA Armaturen, die Lage. "In Anbetracht der zunehmenden Virusausbreitung und der nachlassenden Baukonjunktur weltweit müssen wir unsere erst Anfang des Jahres verkündete Prognose für 2020, eines Zuwachses von ein bis zwei Prozent, zurücknehmen. Wir rechnen stattdessen im aktuellen Jahr mit einem Umsatzrückgang."

In den einzelnen Produktgruppen entwickelten sich die Umsätze recht unterschiedlich. Die Hersteller technischer Gebäudearmaturen konnten an die erfolgreiche Umsatzentwicklung der Vorjahre anknüpfen und steigerten ihren Umsatz zunächst noch um fünf Prozent. Im Inland erzielten sie ein Plus von vier und im Ausland ein Plus von fünf Prozent. Über noch bessere Ergebnisse konnten sich die Hersteller von Heizungsarmaturen freuen. Sie erzielten in Deutschland ein Plus von sechs Prozent und verbuchten im Auslandsgeschäft ein Plus von 14 Prozent, so dass sie insgesamt ein Umsatzwachstum von neun Prozent erreichten. Die Sanitärarmaturenindustrie startete weniger erfreulich ins aktuelle Jahr. Im Inland legte der Umsatz zwar um drei Prozent zu, doch im Ausland brach das Geschäft um 15 Prozent ein, so dass der Gesamtumsatz um sieben Prozent schrumpfte.

Nach den vergangenen Jahren der Hochkonjunktur droht der deutschen Bauwirtschaft im aktuellen Jahr erstmals ein Rückgang. Jetzt drohen sukzessive Einbußen, mahnt der Fachverband: "Am Bau ist mit Terminverzögerungen zu rechnen. Denn vielerorts fehlen Entsendekräfte aus dem Ausland. Außerdem kommt es zu Lieferengpässen durch unterbrochene Lieferketten, fehlende Zulieferteile und personelle Ausfälle im Anlieferungsverkehr. Die Aussichten für die kommenden Monate haben sich merklich verschlechtert. Neben Deutschland wurden alle wesentlichen Absatzmärkte von der Corona-Krise ausgebremst. Sollte weiterhin die Lieferung von Vorprodukten beispielsweise aus Italien ausbleiben, droht sogar bei einigen Produktlinien unserer Mitglieder der Stillstand."

BVF erwartet nur kurzfristigen Dämpfer

"Bisher stand der Klimaschutz auf der Agenda des politischen Handels ganz weit vorn. Das hat sich schlagartig durch das Auftreten des Corona-Virus geändert", bemerkte Axel Grimm, Geschäftsführer des Bundesverbandes Flächenheizungen und Flächenkühlungen (BVF), Ende April 2020.

Porträt von Axel Grimm.
Quelle: BVF
BVF-Geschäftsführer Axel Grimm

"Auch im Gebäudebestand, Stichwort Aufnahme der Flächenheizung in die Förderprogramme zur energetischen Sanierung und das Kesselaustauschprogramm, hatten wir Anfang des Jahres hervorragende Aussichten. Grundsätzlich wird sich die Nachfrage in den nächsten Jahren weiter positiv entwickeln und nur kurzfristig wird es einen Dämpfer geben, denn die Rahmenbedingungen für die Flächenheizung und die Heizungstechnik für die nächsten Jahre in Deutschland sind weiter positiv. Da sind wir in einer deutlich besseren Situation als andere Branchen."

ITGA-BW hält Auftragsdelle in sechs bis acht Monaten für möglich

"Die TGA-Unternehmen und ihre Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit geleistet. Deshalb sind sie weitgehend robust mit vollen Auftragsbüchern in die Corona-Krise geraten", informiert Robert Pomes, Geschäftsführer des Industrieverbandes Technische Gebäudeausrüstung Baden-Württemberg (ITGA-BW). "Projekte in besonders sensiblen Einrichtungen mussten vorübergehend unterbrochen werden. Probleme gab es zudem mit Mitarbeitern aus grenznahen Regionen und aus Osteuropa. Grundsätzlich haben sich die TGA-Unternehmen sehr rasch auf die neuen Herausforderungen eingestellt, so dass 80 bis 90 Prozent der Projekte erfolgreich weitergeführt werden können. Eine mögliche Auftragsdelle erwarte ich in sechs bis acht Monaten, wenn sich die heute besonders betroffenen Auftraggeber mit Investitionen zurückhalten. Wir sehen als Verband jedoch gerade jetzt auch eine Chance, Nachwuchskräfte auf unsere starke, klimaschützende Branche mit hervorragenden Karriereaussichten aufmerksam zu machen. Deshalb starten wir unsere breit angelegte ITGA-Nachwuchskampagne, wie geplant, diesen Sommer."

Porträt von Robert Pomes.
Quelle: ITGA-BW
ITGA-BW-Geschäftsführer Robert Pomes

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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